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Paula

Exaltierte Expressionistin

Zärtlich gefilmte Hommage an die für ihre Selbstporträts, bäuerlichen Szenen und Kinderbildnisse bekannte expressionistische Malerin Paula Modersohn-Becker. Carla Juri (FEUCHTGEBIETE) spielt die unbeirrbare, sonnige Malerin.

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„Zweierlei hat sie, was so keine hat – das eine ist das wirkliche Verständnis, der Ernst gegenüber der Kunst, das andere menschlicher Frohsinn, Heiterkeit, Frische, Lebendigkeit, Sonnigkeit“. Worte von Otto Modersohn über seine Frau, die Malerin Paula Modersohn-Becker, über die Regisseur Christian Schwochow nun eine tolle Hommage gedreht hat. Schwochow gelingt es, die von Modersohn erwähnten Stärken der für Selbstporträts, bäuerliche Szenen und Kinderbildnisse bekannten Expressionistin herauszustellen – vor allem Paulas Lebensfreude, ihre ungeheure Begeisterungsfähigkeit. In einer preiswürdigen Performance gibt Carla Juri (FEUCHTGEBIETE) der Malerin ein unvergessliches Gesicht. Schwochow und Kameramann Frank Lamm tauchen das unweit von Bremen gelegene Moordorf Worpswede, Paulas wichtigste Wirkungsstätte, in wunderbare Farben, vor allem im ersten Drittel des Films scheint über Allem ein güldener Schleier zu liegen. Später in Paris – an der Seine trifft Paula auch immer wieder auf einen skurril überzeichneten Rainer Maria Rilke – ist die Farbpalette weniger strahlend, Paulas Beziehung zu Otto droht zu zerbrechen.
Es gibt Parallelen zum ebenfalls im Dezember startenden Film über Marie Curie. Wie Paula (Jahrgang 1876) versucht auch Marie (Jahrgang 1867), sich in einer Männer-Domäne zu behaupten; beide gehen sie nach Paris. „Frauen können keine Malerinnen werden“, heißt es gleich zu Beginn dieses Films. Beide Biopics nehmen die Exklusionsmechanismen ihrer Zeit ins Visier; PAULA aber ist die weit ungewöhnlichere Filmbiografie, was nicht zuletzt am herrlich eigensinnigen Spiel von Carla Juri liegt, die zu beobachten eine große Freude ist. Nur ganz zum Schluss, da liegt Paula schreiend in den Wehen, übertreibt Juri es ein wenig mit der Exaltation. Was dem Gesamteindruck keinen Abbruch tut.

Matthias von Viereck

Details

Deutschland 2016, 123 min
Genre: Biografie, Drama
Regie: Christian Schwochow
Drehbuch: Stephan Suschke, Stefan Kolditz
Kamera: Frank Lamm
Schnitt: Jens Klüber
Verleih: Pandora Filmverleih
Darsteller: Joel Basman, Carla Juri, Roxane Duran, Stanley Weber, Albrecht Schuch
FSK: 12
Kinostart: 15.12.2016

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