Für den Dokumentarfllm PATROL besuchten Camilo de Castro Belli und Brad Allgood mit ihrem Team das Reservat Indio Maíz an der Karibikküste Nicaraguas – die rund 300.000 Hektar sind alles, was dem indigenen Volk der Rama von ihren heiligen Regenwäldern noch geblieben ist. Tagtäglich kümmern sich die Mitglieder des Zusammenschlusses von Rama und den afro-stämmigen Kriol um das florierende Ökosystem und patrouillieren in ihren Booten auf dem Río Indio die Grenzen ihres Gebiets. Denn das letzte Refugium der Natur in der Region ist bedroht: Siedler werden angeheuert, um sich illegal im Gebiet der Rama-Kriol niederzulassen, es zu entwalden und für die Viehzucht weiter zu verkaufen. Rindfleisch ist eines der wichtigsten Exportgüter des Landes, und der Einsatz gegen die illegale Viehzucht ein Kampf gegen Windmühlen. PATROL zeigt Menschen, die es trotzdem versuchen: Allen voran Armando John, der den Kinozuschauern sein Leben als Ranger, Aktivist und Vater in Indio Maíz vorstellt und mit seinem ernsten Charme den Film maßgeblich prägt. Unterstützt von Umweltschützer Chris Jordan sowie lokalen Journalist*innen versuchen die Rama-Kriol, einen Fall der illegalen Landnahme vor Gericht zu bringen.

So viel man durch PATROL auch lernt, weiß man doch das Wichtigste schon zu Beginn: Dass diese Menschen nicht nur für ihr Zuhause kämpfen, sondern für die ganze Menschheit, die diesen Wald so nötig braucht. PATROL ist ein aktivistischer Film, der durchaus emotionalisiert und vereinfacht, um seine Botschaft zu vermitteln. Gleichzeitig hat er mit seinen bedachten Aufnahmen und seiner erzählerischen Schwere eine depressive Grundstimmung, von der man sich (angesichts der Weltlage) unerwartet verstanden fühlt. Als Armando zum Ende hin bei Demos zum UN-Klimagipfel in New York andere indigene Aktivist*innen aus der ganzen Welt trifft, ist das nicht nur für ihn, den unermüdlichen Kämpfer vor Ort, ein willkommener Hoffnungsschimmer.

Eva Szulkowski