Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Paris Calligrammes

Persönlicher wie politischer Rückblick

In PARIS CALLIGRAMMES gelingt Ottinger ein differenzierter, persönlicher wie politischer Rückblick auf eine Zeit der Umbrüche und zugleich ein Mosaik des Paris der 60er-Jahre und der Künstler*innen und Intellektuellen, die es prägten.

Mehr

PARIS CALLIGRAMMES nennt die Malerin und Filmemacherin Ulrike Ottinger ihren an intermedialen Bezügen reichen Dokumentarfilm, in dem die 78-Jährige auf die Anfänge ihres künstlerischen Schaffens im Paris der 1960er-Jahre zurückblickt, als sie im Atelier von Johnny Friedlaender Radiertechniken lernte. Calligrammes, so hieß die nach Guillaume Apollinaires Sammlung von Figurengedichten benannte Buchhandlung von Fritz Picard, der einst vor den Nazis nach Paris geflüchtet war. Künstler*innen und Autor*innen, jüdische und politische Emigrant*innen trafen sich bei Calligrammes in Saint-Germain-des-Prés, um zu lesen und zu diskutieren – Begegnungen und Gespräche, die den Horizont der jungen Ulrike Ottinger erweiterten. Aus Marcel Carnés KINDER DES OLYMP zitiert Ottinger: „Ein Spektakel für die, die ihre Augen nicht in der Tasche haben!“ Ein Satz, den sie zum Motto ihrer Jahre in Paris machte.
Pariser Orte, die sie mit Erinnerungen verbindet, neben Calligrammes etwa das Musée Gustave Moreau und die Cinémathèque française, besucht Ottinger für den Film noch einmal und reflektiert ihre damaligen und heutigen Eindrücke. Alte und neue, dokumentarische und fiktionale Filmaufnahmen – von Méliès‘ DIE REISE ZUM MOND über Bilder brutaler Polizeigewalt gegen friedlich demonstrierende Algerier*innen bis hin zur 68er-Bewegung – stellt sie zu einer klugen filmischen Collage zusammen, ergänzt durch Gedichte, Theaterszenen aus Jean Genets Skandalstück DIE WÄNDE, Konzertausschnitte der Chansonsängerin Barbara und ihre eigenen, damals entstandenen Kunstwerke. In PARIS CALLIGRAMMES gelingt Ottinger ein differenzierter, persönlicher wie politischer Rückblick auf eine Zeit der Umbrüche und zugleich ein hommageartiges Mosaik des Paris der 60er-Jahre und der Künstler*innen und Intellektuellen, die es prägten.

Stefanie Borowsky

Details

Deutschland/Frankreich 2019, 129 min
Sprache: Französisch
Genre: Dokumentarfilm, Essayistischer Film
Regie: Ulrike Ottinger
Drehbuch: Ulrike Ottinger
Verleih: Real Fiction Filmverleih
Kinostart: 11.06.2020

Website

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.