
Neue Notiz
Oslo-Stories: Liebe
Eros, Caritas, Agape
Marianne will unverbindlichen Sex, Heide will ein Oslo-Jubiläum als Gender-Fest organisieren, Tor sucht Grindr-Sex auf einer Fähre, und findet eine ganz andere Form der Zuneigung.
Dag Johan Haugerud schreibt sehr seltsame, alltägliche Figuren. Alle wirken sehr gelassen und eloquent und sprechen ausnehmend offen über ihre intimen Angelegenheiten. In LIEBE muss man so sehr nach der „Liebe“ suchen, dass ich lange dachte, ich würde Haugeruds Film SEX sehen, der in Deutschland allerdings SEHNSUCHT heißt. Da der Film nun aber nicht SEX heißt – das ist der mit dem schwulen-nicht-schwulen Schornsteinfeger – stellt sich die Frage, um welche Art von Liebe es geht.
Nimmt man die klassische Unterteilung von Eros, der sinnlichen Liebe, Caritas, der selbstlosen Liebe zum Nächsten, und Agape, der Liebe zum Höchsten, zu Gott, wird Haugeruds Kosmos etwas klarer. Der Film beginnt mit Heidi, einer Kulturmanagerin, die über die Philosophie der Mode promoviert hat – auf beeindruckende Weise, wie ihre Freundin, die Urologin Marianne kontestiert. Heidi hat den Auftrag, eine Jubiläumsfeier der Stadt Oslo auszurichten und würde gern Feminismus und sexuelle Toleranz in den Mittelpunkt stellen, allerdings wird ihr Projekt immer weiter zusammengestrichen. Heidi repräsentiert die Liebe zum Höchsten, steht für die Agape.
Heidi spielt auch die Kupplerin zwischen Marianne und einem Geologen. Marianne ist als Urologin ziemlich fahrig. Einem Patienten mit Prostatakrebs erklärt sie seine Lage so unpräzise und empathielos, dass der Krankenpfleger Tor einschreiten muss. Privat ist Marianne auf der Suche nach dem Eros. Beim Kuppeldate mit dem Geologen fasst sie ihm an den Hintern, aber dann gibt es eine kleine Krise mit der Ex-Frau und der Tochter des Geologen, und das ist Marianne alles etwas zu viel. Auf der Fähre über den Fjord trifft sie den schwulen Kollegen Tor, der dort über die Sex-App „Grindr“ auf der Suche nach Männern ist, manchmal nur für kurze Gespräche, manchmal für Sex. Ein bisschen Sex mit dem Geologen, und ihn dann nie wiedersehen, das wäre genau Mariannes Ding, denkt Marianne. Sie steht für die sinnliche Liebe.
Tor trifft auf der Fähre einen Mann, Björn, der zwar auf Grindr ist, aber keinen Sex will. Am nächsten Tag sieht er ihn im Krankenhaus. Björn hat Prostata-Krebs, und Tor beginnt, sich, gegen die Krankenhausregeln, um ihn zu kümmern. Dabei überschreitet er durchaus Grenzen. Seine Motivation bleibt unklar, aber Björn scheint seine Anwesenheit gut zu tun. Ausgerechnet Tor, der Typ, der jeden Gelegenheitssex mitzunehmen scheint, steht für die Caritas, die Nächstenliebe.
Haugeruds Filme erinnern in ihrer Redseligkeit, Offenheit und freundlichen Ironie an Eric Rohmers Filme aus den achtziger und neunziger Jahren, nur dass die Liebe und der Sex seitdem um einiges queerer geworden sind. Das Heteropaar ist nicht mehr das einzig denkbare Modell, und nicht unbedingt das erstrebte. Haugeruds Figuren haben feste Selbstbilder, die immer wieder ins Wanken kommen, und sie leisten sich immer kleine Übertretungen. Nichts Dramatisches, ein Griff an den Hintern des Geologen, ein One-Night-Stand und ein paar vorschnelle Urteile bei Marianne, eine engere Beziehung zu einem Patienten als es die professionelle Distanz erlaubte bei Tor. Insgesamt kommen die queeren Beziehungen in jeder Hinsicht besser weg als die Hetero-Beziehungsversuche. Bei Mariannes Hetero-Gelegenheits-Sex-Versuchen steht ihr die alte Institution Ehe im Weg, als Verhindererin einer entspannteren Form der Liebe.
Originaltitel: Kjærlighet
Norwegen 2024, 119 min
Genre: Drama, Romance
Regie: Dag Johan Haugerud
Drehbuch: Dag Johan Haugerud
Kamera: Cecilie Semec
Schnitt: Jens Christian Fodstad
Musik: Peder Kjellsby
Verleih: Alamode Filmverleih
Darsteller: Andrea Bræin Hovig, Tayo Cittadella Jacobsen, Marte Engebrigtsen, Lars Jacob Holm
Kinostart: 17.04.2025
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IMDB
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Oslo-Stories: Liebe
(Kjærlighet) | Norwegen 2024 | Drama, Romance | R: Dag Johan Haugerud
Marianne will unverbindlichen Sex, Heide will ein Oslo-Jubiläum als Gender-Fest organisieren, Tor sucht Grindr-Sex auf einer Fähre, und findet eine ganz andere Form der Zuneigung.
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