Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Opera

Dario Argentos schwelgerischer Spät-Giallo

Im Spät-Giallo OPERA wachsen sich Argentos manischer Stilwille und katholisches Cine-Pathos zu geradezu barocken, fies pervers grundierten Setpieces aus: Ein schwelgerisches Fest für Augenmenschen.

Mehr

Nachdem die Operndiva Mara Cecova aus einer Neuinszenierung von Verdis “Macbeth” unfallbedingt ausscheiden muss, rückt die junge Betty (Cristina Marsillach) in der Besetzung nach. Deren Sorge, der Rolle nicht gewachsen zu sein, erweist sich als unbegründet: Publikum und Presse liegen der Nachwuchssängerin zu Füßen. Doch der Triumph entpuppt sich als Fluch: Fortan lauert ein maskierter, unguten sexuellen Fetischismen erlegener Killer Betty auf, der sie mit einer sadistisch-raffinierten Augensperre immer wieder dazu zwingt, seine grausamen Morde mitanzusehen. Betty verliert sich in einem psychosexuellen Gestrüpp, das eine visuelle Entsprechung in der verwinkelten, alt-europäischen Architektur findet, in der dieses Modern Gothic Drama förmlich badet.
In Italien trieb Hitchcocks PSYCHO-Erfolg ganz besondere Blüten: Mit dem sogenannten “Giallo” stampften die Italiener in ihrer Lust an reißerischen Stoffen ein hochgradig stilisiertes Subgenre aus dem Boden, in dem sich maskierte Psycho-Killer fortan die Türklinke in die Hand gaben. In einer Reihe atemberaubender Filme entriss Dario Argento in den 70ern die Form der Genre-Routine und emanzipierte sie zum filmkünstlerischen Projekt.
Im Spät-Giallo OPERA wachsen sich Argentos manischer Stilwille und katholisches Cine-Pathos zu geradezu barocken, fies pervers grundierten Setpieces aus: Ein schwelgerisches Fest für Augenmenschen, die sich von der entfesselt-gefräßigen Kamera des Meisters gerne aus den Fesseln der Stringenz befreien lassen, um sich einem Film zu überantworten, der die Frage nach dem fetischisierten Blick immer wieder aufs Neue stellt. Lange Zeit indiziert, ist dieser Klassiker des Italo-Genrekinos nach 30 Jahren nun auch in Deutschland endlich dort zu sehen, wo er hingehört: Im Kino, auf der großen Leinwand.

Thomas Groh

Details

Originaltitel: Terror at the Opera
Italien 1987, 107 min
Genre: Horror
Regie: Dario Argento
Drehbuch: Dario Argento
Kamera: Ronnie Taylor
Musik: Brian Eno. Claudio Simonetti, Bill Wyman
Verleih: dropout cinema
Darsteller: Cristina Marsillach, Ian Charleson. Urbano Barberini. Coralina Cataldi-Tassoni, William McNamara
FSK: 16
Kinostart: 05.01.2017

Website
IMDB

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.