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Of Fathers and Sons – Die Kinder des Kalifats

Großfantasien eines Einfältigen

Der in Berlin lebende syrische Filmemacher Talal Derki ist in seine alte, vom Krieg zerrissene Heimat gereist. Getarnt als Kriegsfotograf findet er das Vertrauen einer kleinen Familie islamistischer Kämpfer in der Einöde.

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Der syrische Filmemacher Talal Derki lebt in Berlin. Für seinen sehr zu Recht oscarnominierten Dokumentarfilm OF FATHERS AND SONS wagt er eine Reise zurück in seine alte, vom Krieg zerrissene, nicht mehr wiederzuerkennende Heimat. Getarnt als Kriegsfotograf findet er das Vertrauen einer kleinen Familie islamistischer Kämpfer in der Einöde.

Der ziemlich tumbe Patriarch schwingt Reden, feiert, dass einer seiner Söhne an einem 11. September geboren wurde, träumt von einem Kalifat - einem “fairen” Kalifat, wie er betont. Großfantasien eines Einfältigen, der Gott auf seiner Seite wähnt. Hilft aber nichts: Auch seine Welt ist eine Welt des Todes, des Kampfes, des vermeintlich geheiligten Tötens des Feindes. Seine Kinder Osama und Ayman sind als Soldaten für den Jihad gezeugt, Menschenmaterial für den Krieg.

Eine Landmine später ist der Patriarch fortan auf Krücken angewiesen. “Für jeden Toten kommen 1000 neue Kinder nach”, heißt es einmal. Fortan werden auch seine Söhne für den Dienst an der Waffe gedrillt - unter bedrückendsten Bedingungen. Der Ausbilder schultert ein scharfes Gewehr, beim Liegestütz setzt es echte Schüsse zwischen die Reihen. Damit die Kinder die Angst verlieren.

Talal Derkis Film ist lakonisch, intim, privat, offen für das, was er sieht. Als Zuschauer ist man allein mit diesen Eindrücken aus einer Welt, die vom Tod besessen ist. Am Ende verliert sich Osamas Geschichte im Krieg. Im Wedding wäre dieser Junge mit den markanten Zügen vielleicht Fußballer geworden.

Thomas Groh

Details

Originaltitel: Of Fathers and Sons
Deutschland/Syrien/Libanon 2017, 98 min
Sprache: Arabisch
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Talal Derki
Drehbuch: Talal Derki
Kamera: Kahtan Hassoun
Schnitt: Anne Fabini
Musik: Karim Sebastian Elias
Verleih: Port-au-Prince
Kinostart: 21.03.2019

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