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Nurejew: The White Crow

Russischer Bohémien

Ralph Fiennes hat das Leben des russischen Ballettrevolutionärs und Ausnahmetänzers Rudolf Nurejew verfilmt, genauer gesagt den legendären Parisaufenthalt des Kirow-Ballets, bei dem Nurejew Schwanensee tanzte und in einer dramatischen Aktion um westliches Asyl bat.

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Der britische Schauspieler Ralph (Nathaniel Twisleton-Wykeham-)Fiennes hat in seinem dritten Spielfilm als Regisseur das Leben des russischen Ballettrevolutionärs und Ausnahmetänzers Rudolf Nurejew verfilmt, genauer gesagt den legendären Parisaufenthalt des Kirow-Ballets 1961, bei dem Nurejew Schwanensee tanzte und in einer dramatischen Aktion um westliches Asyl bat. In diese Haupthandlung flicht Fiennes Rückblenden in verschiedene Zeitebenen ein, die vom kleinen Rudnik erzählen, der in ärmlichen Verhältnissen in einem Dorf in der Nähe von Ufa (Baschkortostan) aufwächst und bei einem Theaterbesuch das Tanzen entdeckt, und vom jungen Tänzer, der eigentlich schon viel zu alt ist für die staatliche Ballettschule von Leningrad und auch zu eigenwillig und ungeduldig, aber trotzdem genommen wird. Die vielen Zeitsprünge machen es zuerst etwas schwierig, in die Erzählung zu finden, aber nach und nach findet der Film seinen Fluss. Auch bei der Charakterzeichnung seiner Haupt- und auch Nebenfiguren setzt Fiennes erfreulicherweise auf Komplexität. Nurejew, der vom russischen Tänzer Oleg Ivenko gespielt wird, hat nicht nur die kantigen Gesichtszüge und den durchdringenden Blick des Vorbilds, sondern auch eine abrupte, undurchsichtige Art, die seine Bewacher vom KGB zur Verzweiflung treibt. Während der Rest der Kompagnie brav im Hotel bleibt, schlendert Nurejew durch den Louvre, sitzt wie ein Bohémien in Straßencafés herum und zieht mit der chilenischen Erbin Clara Saint um die Häuser. Rudolf Nurejew hat eigene Ideen, was sein Leben und auch das Ballett angeht. Fiennes inszeniert aufwändig, detailgenau und mit einer kultivierten Zurückhaltung, die Nurejews Homosexualität eher beiläufig erwähnt und in der komplexen Dreiecksbeziehung von Nurejew, seinem Lehrer Alexander Pushkin (Fiennes) und dessen Frau Helena (Mar Sodupe) Raum für Zwischentöne lässt.

Hendrike Bake

Details

Originaltitel: The White Crow
Großbritannien, Frankreich 2018, 122 min
Genre: Biografie, Drama
Regie: Ralph Fiennes
Drehbuch: David Hare
Kamera: Mike Eley
Verleih: Alamode
Darsteller: Oleg Ivenko, Adèle Exarchopoulos, Ralph Fiennes, Louis Hofmann
FSK: 6
Kinostart: 26.09.2019

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