Neue Notiz
Nosferatu – Der Untote
Kein ewiges Leben
Wer einen der düstersten Vampirfilme der Filmgeschichte sehen will, wird hier bestens bedient.
In Robert Eggers‘ Filmen geht es einerseits um möglichst vollständige historische Korrektheit, andererseits um den Kontrast zwischen historischen Mythen, Selbstbeschreibungen und historischer Psychologie gegenüber aktueller Psychologie. Das trifft auf alle älteren Filme von Eggers zu, auf THE VVITCH, THE NORTHMAN und THE LIGHTHOUSE, aber auch auf Eggers‘ Version von NOSFERATU.
NOSFERATU, vom deutschen Verleih mit dem Zusatz DER UNTOTE versehen, ist eine Adaption von Friedrich Wilhelm Murnaus NOSFERATU – EINE SYMPHONIE DES GRAUENS (1921), der wiederum die erste Adaption von Bram Stokers Roman DRACULA war. Ein ungarischer, lange verschollener Dracula-Film, der noch früher entstand, hat nichts mit der Handlung des Romans zu tun. NOSFERATU übernimmt große Teile der Handlung und viele Figuren von Stoker. Das Gerüst bleibt im Wesentlichen erhalten. Thomas Hutter (bei Stoker: Jonathan Harker) erhält in der fiktiven deutschen Küstenstadt Wysbar (bei Stoker: der reale Ort Whitby, berühmt für seine malerische Klosterruine und für Dracula) von dem Makler Knock den Auftrag, nach Transsylvanien zu Graf Orlock (Dracula) zu reisen. Seine junge Verlobte Ellen (Stoker: Lucy/Mina) hat üble Vorahnungen, beginnt zu schlafwandeln und seltsame Anfälle zu bekommen.
Bram Stokers Roman „Dracula“ erschien 1897, zwei Jahre nachdem Sigmund Freud seine „Studien über Hysterie“ veröffentlicht hatte. Stoker kannte Freuds Schriften zu diesem Zeitpunkt wohl nicht, aber er kannte Freuds Lehrmeister, der ihn auf den Pfad der Psychoanalyse schickte: Jean-Marie Charcot. Charcots Live-Vorführungen in Paris, bei denen er bei seinen Patientinnen mittels Hypnose „hysterische Anfälle“ heraufbeschwören konnte, waren außerordentlich populär. In Stokers Roman gibt es ein Gespräch zwischen dem Nervenarzt John Seward und Professor van Helsing, in dem sie lobend über Charcot sprechen. Auf Nachfrage im Interview bestätigt Robert Eggers, Charcot sei ihm sehr wichtig gewesen, vor allem aber die zeitgenössischen Fotografien von Albert Londe, die hysterische Anfälle und Körperhaltungen der Patientinnen dokumentierten. Die Fotografien seien die Vorlage für die Anfälle von Ellen Hutter (Lily-Rose Depp) gewesen. Bei jeweils um die 30 Takes für eine Szene muss das körperlich eine enorme Anstrengung für die Darstellerin bedeutet haben.
Ellen wird im Lauf des Films gefesselt, was eine, aber bei weitem nicht die schlimmste „Behandlung“ für „hysterische“, „nervenkranke“ und „perverse“ Frauen war. Es wurden auch Geschlechtsteile – Klitoris und Eierstöcke – „amputiert“. Als „Perversion“ galt bereits die weibliche Masturbation. Am Anfang des Films beschwört die weinende Ellen ihren „Schutzengel“, wie später erzählt wird, aufgrund ihrer Scham, nachdem sie „die Sünde in ihrem Körper“ entdeckt hat. Dieser NOSFERATU ist auch eine Geschichte über eine weibliche psychische Erkrankung in den 1830er Jahren, vermittelt auch durch die Perspektiven der 1890er Jahre (Stoker) und 1920er Jahre (Murnau und Autor Galleen, die natürlich Freud kannten) und die Gegenwart.
Den Grafen Orlock wiederum, so Eggers im Interview, wollte er einerseits so aussehen lassen, wie ein seit 600 Jahren (un)toter rumänischer Graf eben ausgesehen hätte. Seine Körperhaltung sollte noch ein wenig an Max Schrecks in F.W. Murnaus Original NOSFERATU – EINE SYMPHONIE DES GRAUENS erinnern. Vor allem aber wirkt Graf Orlock (Bill Skarsgård) wirklich tot. Nosferatu ist ein anderer Vampir als Dracula: Er hat eine gewisse illusionistische Macht, aber kann keine neuen Vampire erzeugen und verspricht kein ewiges Leben in moralischer Verderbnis, die auch reizvoll sein kann. Nosferatu bringt nur „Das große Sterben“ (erste Texttafel in Murnaus Film) hervor. Eggers‘ Vampir orientiert sich stärker an früheren, folkloristischen Beschreibungen als alle Dracula-Filme, was spätestens mit dem grandios arrangierten Schlussbild deutlich wird, das an künstlerische Motive des 16. Jahrhunderts erinnert.
Die Bildgestaltung des neuen NOSFERATU-Films wechselt, wie schon Murnaus Version, zwischen Gothic-Elementen, Expressionismus und Neuer Sachlichkeit. Die Bilder sind sorgfältig auf den größtmöglichen visuellen Effekt hin inszeniert, NOSFERATU sieht fantastisch aus. Eggers streicht alle romantisierende Erotik. Bestenfalls zwischen Ellen und ihrer Freundin Anna (Emma Corrin) gibt es eine unausgesprochene und nicht ausgelebte erotische Spannung jenseits der Depression und Todessehnsucht von Ellen.
Wer einen der düstersten Vampirfilme der Filmgeschichte sehen will, wird hier bestens bedient, solange kein Dracula-Film erwartet wird. Hier bringt ein anderer Vampir das große Sterben und es gibt so gut wie keine Rettung, keinen Knoblauch, kein Kreuz, keinen Holzpfahl durchs Herz, kein fließendes Wasser tötet den Grafen.
Originaltitel: Nosferatu
USA 2024, 132 min
Genre: Horror
Regie: Robert Eggers
Drehbuch: Robert Eggers
Kamera: Jarin Blaschke
Schnitt: Louise Ford
Musik: Robin Carolan
Verleih: Universal Pictures
Darsteller: Emma Corrin, Aaron Taylor-Johnson, Nicholas Hoult, Bill Skarsgård, Willem Dafoe, Lily-Rose Depp
FSK: 16
Kinostart: 02.01.2025
Website
IMDB
Vorführungen
Nosferatu - Der Untote
(Nosferatu) | USA 2024 | Horror | R: Robert Eggers | FSK: 16
Wer einen der düstersten Vampirfilme der Filmgeschichte sehen will, wird hier bestens bedient.
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