
Neue Notiz
Nonkonform
Exzellentes Porträt
Wer wissen will, woher man die Kraft nehmen kann, in Ludwigsburg Nazi-Verbrechen zu verfolgen, während vor der Tür die alten Kameraden der „SS-Leibstandarte Adolf Hitler“ vorbeimarschieren und „Wir kriegen euch noch“ brüllen, kann von Kuhlbrodt einiges lernen.
Dietrich Kuhlbrodt, geboren 1932, Oberstaatsanwalt, Nazijäger, Filmkritiker, Drehbuchautor und Schauspieler unter anderem in Christoph Schlingensiefs Filmen, ist eine beeindruckende Persönlichkeit. Arne Körner, der bereits in DER GASMANN mit Kuhlbrodt als Schauspieler zusammengearbeitet hatte, hat nun mit NONKONFORM ein exzellentes Porträt von Kuhlbrodt gedreht. Wer wissen will, woher man die Kraft nehmen kann, in Ludwigsburg Nazi-Verbrechen zu verfolgen, während vor der Tür die alten Kameraden der „SS-Leibstandarte Adolf Hitler“ vorbeimarschieren und „Wir kriegen euch noch“ brüllen, kann von Kuhlbrodt einiges lernen.
Kuhlbrodt ist ein ausgezeichneter Erzähler, aber die Beobachtungen der Kamera im Haus der Familie Kuhlbrodt sind fast noch aufschlussreicher als die Geschichten, die Kuhlbrodt erzählt. Das Haus an der Elbe hat Charakter. Mich haben vor allem die zahlreichen Rumsteherchen beeindruckt, der Nippes und Tinnef; die kleinen, nutzlosen Dinge, die nur zum Liebhaben da sind. Vor allem anderen ist da „Wauwi“ ein kleiner Stoffhund, den Kuhlbrodt seit dem dritten Lebensjahr besitzt, der bei der Hitlerjugend unterm Braunhemd versteckt wurde, und der auf der Flucht im Zug bei Kuhlbrodt war, als sie von Tieffliegern beschossen wurden. Wauwi hat ein Bettchen, in dem er nachts mit einer kleinen Karodecke zugedeckt schläft. Tagsüber ist er immer da, wo es am interessantesten ist. Beeindruckend ist das, weil es zeigt, wie aufrichtig Dietrich und seine Ehefrau Brigitte zu ihren Nostalgien und ihren Gefühlen standen. Wer mit über 89 mit seinem Kuscheltier spielt, macht, was er oder sie will. Dann kann man auch bei Schlingensief mit nacktem Arsch in Tomatenpampe herumrutschen, die wichtigste deutsche Filmzeitschrift „Filmkritik“ mit aus der Taufe heben, oder den Verantwortlichen für die Kinder-Euthanasie-Morde in Hamburg, den Senatsdirektor Kurt Struwe, vor Gericht bringen.
Deutschland 2024, 90 min
Genre: Dokumentarfilm, Porträt
Regie: Arne Körner
Drehbuch: Arne Körner
Kamera: Max Sänger, Elias Müller, Arne Körner
Schnitt: Andrea Schumacher
Musik: Helge Schneider
Verleih: missingFILMs
Kinostart: 06.02.2025
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