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Nightmare Alley

Neo-Noir in düster-bunt

In del Toros Remake des Noir-Klassikers von 1947 spielt Bradley Cooper den Herumtreiber Stan Carlisle, der als Aushilfskraft bei einer Kirmes landet, sich schnell hocharbeitet, und schließlich zum gefragten Medium der feinen Gesellschaft wird.

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Als Vorbild für Guillermo del Toros jüngsten Film diente der Noir Klassiker NIGHTMARE ALLEY von 1947 (DER SCHARLATAN, R: Edmund Goulding). Der Stoff mit seiner Verschachtelung von realen und psychischen Innenräumen, von Betrug, Selbstbetrug, Psychoanalyse und Scharlatanerie ist wie geschaffen für del Toro. In der Neufassung, die ziemlich dicht am Original bleibt, spielt Bradley Cooper den Herumtreiber Stan Carlisle, der als Aushilfskraft bei einer Kirmes landet und sich schnell hocharbeitet. Stan fühlt sich wohl unter den Freaks, den Kleinkriminellen und den Heimatlosen, die seine Vergangenheit unhinterfragt lassen. Besonders die Wahrsagerin Zeena (Toni Colette) hat es ihm angetan, und das komplexe System geheimer Zeichen, das sie mit ihrem Partner Pete ausgearbeitet hat. Nachdem Stan es von ihr gelernt hat, macht er sich mit der Artistin Molly (Rooney Mara) aus dem Staub. Das Paar steigt zum gehobenen Showbusiness-Act auf, aber Stan will noch mehr. Sein Eingangstor zu Macht und Geld soll die durchtriebene Psychoanalytikerin Dr. Lilith Ritter (Cate Blanchett) werden, mit deren Hilfe und Geheimwissen er sich bei den reichen Neurotiker*innen der Stadt Liebkind machen will. In kürzester Zeit wird er zum gefragten Medium … In seinem Remake gibt del Toro den Frauenfiguren, allen voran Cate Blanchett, etwas mehr Raum und regelt den religiösen Aspekt herunter: Hier lehnt sich Carlisle mit seinem Plan nicht gegen die Gebote Gottes auf, sondern gegen die Regeln der Zunft: „Wir bieten ihnen eine Show. Wir betrügen sie nicht.“ Vor allem aber baut del Toro mit viel Liebe an einer eigenen düster-bunten Noir-Atmosphäre. In seinen labyrinthischen Raum-Konstruktionen und morbiden Details verirren sich die verlorenen Seelen, während das Universum in einem nicht enden wollenden Unwetter schüttet und kracht.

Hendrike Bake

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