Es gibt diesen bekannten, polemischen, manchmal nicht ganz falschen, vielleicht aber auch nicht wirklich wahren Spruch: „Wer als 20-Jähriger kein Linker ist, hat kein Herz. Wer mit 40 immer noch ein Linker ist, hat keinen Verstand.“ Ob das auch für die aktuelle Generation von jungen Linken gilt, kann man nun in Joana Georgi Dokumentarfilms NIEMALS ALLEIN, IMMER ZUSAMMEN überprüfen: Alle fünf porträtierten Aktivist*innen sind um die 20 und betreiben auf unterschiedliche Weise politische Arbeit, angetrieben von der Hoffnung auf eine andere, eine bessere, eine gerechtere Welt.
Zum Beispiel Quang Paasch, dessen Eltern einst aus Vietnam nach Deutschland kamen, die hier Rassismus und zum Teil Schlimmeres erlebten – Stichwort Rostock Lichtenhagen – und der als Pressesprecher bei „Fridays for Future“ aktiv ist. Fast schon der Mainstream des Protests, viel radikaler wirkt da etwa Simin Jawabreh, iranisch-deutsche Aktivistin, die sich gegen Alltagsrassismus und Diskriminierung einsetzt und so weit geht, die Abschaffung der Polizei zu fordern, die in ihren Augen offenbar für alles Elend auf den Straßen der Hauptstadt verantwortlich ist.
Solche Momente, die doch etwas naiv wirken, sind jedoch die Seltenheit, denn meist wirken die porträtierten Aktivist*innen keineswegs nur, als wären sie von jugendlichem Engagement und Enthusiasmus geleitet, sondern nachdenklich, reflektiert und wirklich interessiert daran, sich mit der immer komplexer werdenden Realität auseinanderzusetzen. Bei ihnen kann man sich gut vorstellen, dass sie ihre politische Aktivität weiterführen werden, ob im Bereich der Parteien oder anderer Bewegungen.

Michael Meyns