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Todesmärsche

Martin Gressmanns Dokumentarfilm NICHT VERRECKEN über die Todesmärsche aus dem KZ Sachsenhausen ist ein geduldiger, sorgfältiger Film, an dem der Regisseur, wie schon an DAS GELÄNDE (2016) über die Orte der SS- und Gestapo-Führung in Berlin, mehrere Jahre arbeitete.

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Martin Gressmanns Dokumentarfilm über die Todesmärsche aus dem KZ Sachsenhausen enthüllt Details der Grausamkeit am Ende des Zweiten Weltkriegs. Gressmanns Film konzentriert sich auf eine Route, aber manche seiner betagten Gesprächspartner waren bereits aus anderen Lagern im Osten nach Sachsenhausen, wenige Kilometer nördlich von Berlin marschiert. Simcha Applebaum aus Ostpolen war bereits seit Januar auf Todesmärschen von Auschwitz nach Gleiwitz, zum KZ Buchenwald und nach Sachsenhausen gewesen. Zwangsmärsche hatte es im KZ Sachsenhausen schon früher gegeben: Deutsche Unternehmen, darunter Salamander, Continental, Bata, Leiser und Freudenberg (Vileda) unterhielten im KZ eine Schuhprüfstrecke, auf der Gefangene bis zum Umfallen marschieren mussten, um Lederersatzstoffe zu testen, die dann nach dem Krieg zur Marktreife kamen.
Die Männer, die hier zu Wort kommen, waren zwischen 15 und 24 Jahre alt, als sie von der SS mit Peitschen und Hunden, ohne Wasser und Verpflegung, auf Nebenwegen, möglichst abseits von Dörfern, durch Brandenburg und Mecklenburg getrieben wurden. Wer zurückblieb, wurde erschossen und am Wegrand liegen gelassen. Wenn die Kolonnen rasteten, fanden sie oft nicht einmal mehr Gras oder Wurzeln zum Essen, weil zuvor bereits andere Kolonnen durchgezogen waren. Gressmann folgt den Wegen der Kolonnen, filmt die Orte, an denen die SS mordete, auch mitten in Dörfern. Manchmal sind noch Zeichen der Geschichte zu erkennen. Im Belower Wald, wo die SS ein improvisiertes Lager eingerichtet hatten, ist noch zu erkennen, dass die Gefangenen die Rinde von Bäumen schälten, um etwas essen zu können, und dass Manche Zeichen und Bilder in die Rinde kratzten.

Ein geduldiger, sorgfältiger Film, an dem Gressmann, wie schon an DAS GELÄNDE (2016) über die Orte der SS- und Gestapo-Führung in Berlin, mehrere Jahre arbeitete.

Tom Dorow

Details

Deutschland 2021, 110 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Martin Gressmann
Drehbuch: Martin Gressmann
Kamera: Volker Gläser, Sabine Herpich
Schnitt: Stefan Oliveira-Pita
Musik: Brynmor Jones
Verleih: Edition Salzgeber
Kinostart: 13.10.2022

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IMDB

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