John Rosmans Langfilmdebüt beginnt als Thriller: Jessica, eine junge Frau, ist nach einem traumatischen Erlebnis auf der Flucht. Dem zu ihrem Haus geschickten Agenten kann sie entkommen, und sie ist bald auf dem Weg in Richtung kanadische Grenze. Aber die Suchmaßnahmen nach ihr sind schon eingeleitet und werden, widerwillig, von der FBI-Veteranin Elsa geleitet, deren Verbissenheit in ihre Arbeit legendär ist. Eigentlich bereitet sich Elsa auf das Ende ihres Jobs und ihres Lebens vor, seitdem bei ihr die Nervenkrankheit ALS diagnostiziert wurde und sie ihren Körper immer weniger unter Kontrolle hat. Diesen Umstand verheimlicht sie aber so gut sie kann vor ihrem Vorgesetzten Raymond, genau wie der ihr nicht sagt, warum es so wichtig ist, dass sie Jessica findet, bevor diese das Land verlassen kann. Vorerst hat die junge Frau Glück, und trifft immer auf nette, hilfreiche Menschen mit Verständnis für den Wunsch, unterzutauchen und ein neues Leben zu beginnen, aber irgendwann wird sie sich nicht mehr vor dem staatlichen Überwachungsarsenal, das Elsa zur Verfügung steht, verstecken können.
In dem Moment, in dem Jessicas Hintergrund enthüllt wird, schwenkt der Film in Richtung reiner Horror. Sie selbst erfährt erst sehr spät, dass jeden Menschen, der ihr geholfen hat, ein schrecklicher Tod erwartet, und ihre Verfolgerin zweifelt durch das neue Wissen noch mehr an ihrer eigenen Mission. Aber Raymond hat sie nicht ohne Grund ausgesucht. Wie die beiden Handlungsstränge letztlich verbunden und aufgelöst werden, wirkt etwas übers Knie gebrochen, aber selbst wenn NEW LIFE nicht genau zu wissen scheint, was er eigentlich sagen will, gibt der Film Denkansätze zu einigen aktuell scharf diskutierten Themen, getarnt als spannendes und blutiges Genrewerk.

Christian Klose