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Neruda

Auf den Fersen des Dichters

Der Poet und politische Aktivist Pablo Neruda muss untertauchen. Der Polizeichef Peluchonneau heftet sich an seine Fersen, doch Neruda ist ihm in diesem fantasmagorischen Katz-und-Maus-Spiel immer einen Schritt voraus.

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Der chilenische Regisseur Pablo Larraín hat sich in der Vergangenheit bereits eindrucksvoll mit der Geschichte seiner Heimat auseinandergesetzt. In seiner Trilogie TONY MANERO, POST MORTEM und NO! schilderte er den Kampf gegen die Militärdiktatur Pinochets Ende der Achtziger und für NO! erhielt er schließlich eine Oscarnominierung. Ende der 1940er wird Pablo Neruda (Luis Gnecco) zum energischen Kritiker der Frente Popular und des Staatspräsidenten Gonzáles Videla, der die Kommunisten aus der Regierung zu drängen sucht. Doch der Poet und politische Aktivist lässt sich nicht so leicht kleinkriegen. Er taucht unter, zunächst mit, später ohne seine Frau Delia del Carril (Mercedes Morán), die die Eskapaden des Frauenhelds ohnehin leid ist. Der Polizeichef Peluchonneau (Gael García Bernal) heftet sich an seine Fersen, doch Neruda ist ihm in diesem fantasmagorischen Katz-und-Maus-Spiel immer einen Schritt voraus.
Spätestens seit JACKIE wissen wir, dass von Larraín kein konventionelles Biopic zu erwarten ist. Das Drehbuch von Guillermo Calderón, aus dessen Feder auch Larraíns ätzende Abrechnung mit der Kirche, EL CLUB stammt, gibt keine Einführung in das Werk des Nobelpreisträgers und des Menschen Neruda. Es verzichtet auf historische Einordnung und wirft uns in den Strudel der Ereignisse, die von den inneren Monologen Nerudas und Peluchonneaus untermalt werden. Luis Gnecco, der ebenso wie Gael García Bernal bereits in NO! vor Larraíns Kamera stand, liefert eine faszinierende Charakterstudie des eitlen und genialen Denkers. Bernal gibt seinen Verfolger mit komödiantischem Talent als Marionette des Gesetzes, aber auch als einen Mann mit unerfüllten Träumen. In berauschenden Bildern schildert Larraín eine skurrile semi-fiktionale Hetzjagd, die Neruda bis in den Schnee und Peluchonneau an den Rand des Verstands treibt.

Lars Tunçay

Details

Frankreich/ USA/ Argentinien/ Spanien/ Chile 2016, 108 min
Genre: Biografie, Drama
Regie: Pablo Larrain
Drehbuch: Guillermo Calderón
Kamera: Sergio Armstrong
Schnitt: Hervé Schneid
Musik: Federico Jusid
Verleih: Piffl Medien
Darsteller: Antonia Zegers, Alfredo Castro, Mercedes Morán, Alejandro Goic, Pablo Derqui, Luis Gnecco, Gael García Bernal
FSK: 12
Kinostart: 23.02.2017

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