Neue Notiz
Naomis Reise
Rassismus vor Gericht
Die Peruanerin Naomi reist nach Berlin, an den Ort, an dem ihre Schwester Mariella von ihrem deutschen Ehemann ermordet wurde, um dem Prozess gegen ihn als Nebenklägerin beizuwohnen.
Auf den Spuren ihrer älteren Schwester Mariella führt die titelgebende Reise die 20-jährige Peruanerin Naomi (Scarlett Jaimes) nach Berlin und dort direkt in das Herz der Finsternis: Mariella wurde von ihrem deutschen Ehemann brutal ermordet. Nun hat Elena (Liliana Trujillo), die Mutter der beiden, ihren eigentlich bitter notwendigen Job hingeschmissen, die jüngeren Kinder einer Verwandten anvertraut und ist mit Naomi nach Berlin geflogen, sie werden dem Prozess als Nebenklägerinnen beiwohnen. Während dieser Zeit kommen sie bei Mariellas Freunden unter und bekommen durch sie einen Einblick in Mariellas Leben in Deutschland. Dominiert wird dieses Bild aber durch die Zeugenaussagen vor Gericht, wo sie erfahren müssen, was Mariella im Tausch gegen ein „besseres“ Leben aushalten musste.
Der auf wahren Begebenheiten basierende Film begleitet den Prozess in all seinen Etappen. Ähnlich wie in AUS DEM NICHTS trifft dabei der vom Angeklagten ganz selbstverständlich vorgetragene Rassismus ins Mark. Mariellas Mann und Mörder (Romanus Fuhrmann) zeigt sich wenig schuldbewusst, eigentlich sieht er sich sogar selbst als Opfer. „Die Deutschen stehen ja hoch im Kurs" bei den peruanischen Frauen, daher sollten die sich auch benehmen, wie es von ihnen gewünscht wird… Naomi muss kommentarlos zuhören, denn so schreibt es das deutsche Gericht zum Schutze des Angeklagten vor. Jede Art von Emotionalität muss außen vor bleiben, alles ist betont korrekt und sachlich. In der deutschen Rechtsstaatlichkeit entscheiden die Ergebnisse der kriminaltechnischen Untersuchung über das Urteil, nicht das Mitgefühl mit dem Opfer.
Nach seinen Filmen OTOMO und WEIL ICH SCHÖNER BIN widmet sich Frieder Schlaich zum dritten Mal den Erfahrungen von Eingewanderten in Deutschland. In NAOMIS REISE thematisiert den Rassismus, der ihnen entgegengebracht und verweist auf Fragestellungen ethischer, rechtsstaatlicher und struktureller Natur.
Deutschland 2017, 93 min
Genre: Drama
Regie: Frieder Schlaich
Drehbuch: Claudia Schaefer
Kamera: Micaela Cajahuaringa
Verleih: Filmgalerie 451
Darsteller: Romanus Fuhrmann, David Garzón Bardua, Daniel Hinojo, Petra Kelling, Chris Urban
FSK: 12
Kinostart: 13.09.2018
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