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Müdigkeitsgesellschaft: Byung-Chul Han in Seoul/Berlin

Wie zeigt man die Gedanken eines Philosophen im Film? Und zwar so, dass der Sinnlichkeit des Films entsprochen wird, ohne an Substanz zu verlieren? Isabella Gresser hat eine Möglichkeit gefunden, indem sie die abstrakten Gedanken von Byung-Chul Han aus seinem Bestseller „Müdigkeitsgesellschaft“ mit Film- und Videokunst verbindet.

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Es handelt sich also nicht um einen „gewöhnlichen“ Dokumentarfilm. Der Film ist in vieler Hinsicht sehr komplex aufgebaut. Es gibt auf der einen Seite Themenstränge wie Duft (Vorlesungsabschnitt mit dem verweilenden Duft, Schönheit als Nachduften, als Nachzügler mit dem Berliner Himmel), Wandern (Byung-Chul Hans Fußabdruck, der Wandermönch in der U-Bahn, das mühelose Wandern bei Zhuangzi, Rezitation der Gedichte des buddhistischen Mönchs über das mühelose Gehen, Byung-Chul Han wandert durch Berlin und Seoul), Leere (Ruinengarten der Universität der Künste Berlin, Leere im Tempelhof), Tod (Hügelgräber, Grabpfleger in Korea, Suizid, Todesseminar in Seoul). Diese Themenstränge werden von Anfang bis Ende konsequent durchgezogen. Und es gibt auf der anderen Seite Komplexitat in der Bildgestaltung: Wasser, Himmel, Flusslandschaft, Brücken, die den Film durchziehen. Oft bilden animierte Standbilder die Ruhepole, um eine besondere Stimmung zu generieren. Der Anfang des Films in Schwarz und Weiß ist eine Art Remake von „Himmel über Berlin“. Mehr als zwei Jahre hat Gresser daran geschnitten. Und Buch, Regie, Kamera, Ton, Licht, Musik, Schnitt, Zeichnungen, Animationen ganz alleine ohne jede fremde Hilfe bewältigt. Der Film ist also im wörtlichen Sinne eine Eine- Frau-Produktion mit der die Filmemacherin es schafft, die zentrale Kategorie von der „Müdigkeitsgesellschaft“ erfahrbar zu machen. Ein äußerst anregender Essay-Film, den Sie nicht so leicht vergessen werden.

www.festival-des-deutschen-films.de

Details

Deutschland 2015, 61 min
Sprache: Deutsch
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Isabella Gresser
Kamera: Isabella Gresser
Schnitt: Isabella Gresser
Musik: Isabella Gresser

IMDB

Vorführungen

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