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Mitra

Keine Erlösung

Die siebzigjährige Exiliranerin Haleh ist vor vielen Jahren aus ihrer Heimat geflüchtet, nachdem ihre Tochter Mitra hingerichtet wurde. Nun hat eine Exil-Organisation die Frau ausfindig gemacht, die Mitra einst verraten haben soll.

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Nicht erst seit Quentin Tarantino wissen wir, dass Rache süß ist – zumindest im amerikanischen Kino. Doch wie sieht es in einer Filmwelt aus, die deutlich näher an die Realität anknüpft und von erwachsenen Emotionen erzählen will?

Die Geschichte, die Kaweh Modiri in seinem Melodram MITRA erzählt, ist lose autobiografisch und beschreibt Ereignisse, die der Familie des im Iran geborenen, inzwischen in den Niederlanden lebenden Autors und Regisseurs widerfuhren. Sie erzählt von Haleh (Jasmin Tabatabai) einer 70jährigen Exiliranerin, die vor vielen Jahren aus ihrer Heimat flüchtete, nachdem ihre Tochter Mitra wegen ihrer politischen Aktivitäten verhaftet und hingerichtet wurde. Verdrängt hat sie dieses Trauma, aber nicht vergessen, und nun brechen die Wunden auf: Eine Organisation von Exil-Iranern hat eine Frau ausfindig gemacht, die Leyla sein soll, das Mädchen, die Mitra einst verraten hat. So ganz mag Haleh das zwar nicht glauben, doch dann sucht sie doch die Verdächtige auf, die junge Sare (Shnabnam Tolouei). Haleh wird zur Bezugsperson für die jüngere Frau und vor allem deren Tochter Nilu (Avin Manshadi), doch ob Sare wirklich Leyla ist, lässt sich nach all den Jahren kaum beantworten.
Während Haleh vom Bedürfnis nach Vergeltung getrieben ist, nimmt ihr Bruder Mohsen (Mohsen Namjoo) eine andere Position ein: Nach Jahren im Gefängnis ist er ein gebrochener Mann, lebt zurückgezogen in Deutschland und weiß, dass Rache nichts wieder gut macht. So bleibt den Figuren nur das Vergeben, das Modiri jedoch nicht als erlösenden Moment zeigt, sondern als bloße Akzeptanz der Realität. Passend zu seinen meist dunklen, verregneten Bildern wird MITRA so zu einem pessimistischen Film, der davon handelt, dass erlittenes Unrecht sich nicht so einfach wegwischen lässt.

Michael Meyns

Details

Dänemark/Deutschland/Niederlande 2021, 107 min
Genre: Drama
Regie: Kaweh Modiri
Drehbuch: Kaweh Modiri
Kamera: Daan Nieuwenhuijs
Schnitt: Carla Luffe Heintzelmann
Musik: Mohsen Namjoo
Verleih: Camino
Darsteller: Mohsen Namjoo, Jasmin Tabatabai, Shabnam Tolouei, Sallie Harmsen, Avin Manshadi, Aram Ghasemy
FSK: 12
Kinostart: 18.11.2021

Website
IMDB

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