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Mitgefühl

Zugewandte Pflege

Die Dänin May Bjerre Eiby machte selbst schmerzhafte Erfahrungen mit der Pflege in ihrem Land. Statt zu resignieren, beschloss sie, etwas zu ändern. Sie gründete „Dagmarsminde“, ein Pflegeheim, das die zugewandte Begleitung von Menschen auf ihrer letzten Reise in den Mittelpunkt stellt.

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Die Pflege von älteren Menschen rückt immer mehr in das Bewusstsein der Gesellschaft und das nicht erst seit Corona. Das Thema geht uns früher oder später alle an. Wenn es soweit ist, will niemand allein gelassen werden. Jeder wünscht sich, auch im Alter wie ein Mensch behandelt und nicht von einer Gesellschaft abgeschoben zu werden. Warum aber wird der Pflegesektor dann in die Hände privater Unternehmen gegeben und in diesen seit Jahren auf Kosteneffizienz ausgerichtet, statt auf die Bedürfnisse der Menschen? Die Dänin May Bjerre Eiby machte selbst schmerzhafte Erfahrungen mit der Pflege in ihrem Land. Statt zu resignieren, beschloss sie, etwas zu ändern. Sie gründete „Dagmarsminde“, ein Pflegeheim, das die zugewandte Begleitung von Menschen auf ihrer letzten Reise in den Mittelpunkt stellt. Das Konzept klingt so einfach wie revolutionär: Mitgefühl bedeutet Verständnis, Berührungen, Geborgenheit, eben Zeit und Aufmerksamkeit – etwas, das oft fehlt im Pflegealltag. Eiby und ihre Kolleginnen begegnen den Bewohnern und Bewohnerinnen ihrer Einrichtung mit Liebe und bewundernswerter Geduld, lassen ihnen alle Freiheiten, auch wenn das gelegentlich zu Problemen führt, die das Team mit Ruhe und Sorgfalt löst. Für viele der Alten ist „Dagmarsminde“ der letzte Hafen nach einer langen Odyssee durch die Institutionen, übermäßiger Medikation und Vernachlässigung. Die Fürsorge der Frauen hilft ihnen sichtbar, sich zu öffnen. Manche Schäden des Pflegesystems bleiben zurück. Regisseurin Louise Detlefsen und ihr kleines Team bezogen für anderthalb Jahre das Haus, begleiteten die Bewohner, die meist an Demenz oder Alzheimer erkrankt waren, mit der Kamera, rücksichtsvoll und einfühlsam. Mit ihrem Film verdeutlichen sie, wie wichtig der humane Umgang für ein würdiges Lebensende ist.

Lars Tunçay

Details

Originaltitel: It is not over yet: Det er ikke slut endnu
Dänemark 2021, 94 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Louise Detlefsen
Drehbuch: Louise Detlefsen
Kamera: Per Fredrik Skiöld
Schnitt: Julie Winding
Verleih: Weltkino
FSK: oA
Kinostart: 23.09.2021

Website
IMDB

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Keine Programmdaten vorhanden.

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