In einer abgeschiedenen Waldgegend, zwischen einem Fluss und verbrannter Ebene, leben Skalde (Mathilde Bundschuh) und ihre Mutter Edith (Susanne Wolf) als Teil einer kleinen Dorfgemeinschaft. Vor Jahren muss es eine Katastrophe gegeben haben, die alles komplett veränderte. Die Dörfler*innen schlagen sich als Landwirte durch, dulden keine Eindringlinge und bestrafen jeglichen Regelbruch im Dorf streng. Skalde und Edith gehören zwar dazu, leben aber am Rand der Gemeinschaft, mehr oder weniger toleriert und auf Abstand gehalten. Sie sind allein mit ihren Hunden, bis eines Tages ein kleines Mädchen namens Meisis aus dem Wald auftaucht. Meisis sagt, sie sei ein Wolf, und ihre Eltern seien verbrannt. Die Frauen verstecken sie, aber es dauert nicht lange, bis der Dorfvorsteher (Ulrich Matthes) mit einem bewaffneten Mob vor der Tür steht und verlangt, Meisis zu untersuchen. Tiere sind gerissen worden, und das mysteriöse Mädchen steht im Verdacht, ein Werwolf zu sein. Sechs Monate hat Skalde Zeit, um Meisis‘ Menschlichkeit zu beweisen. Aber ganz sicher ist sie sich da auch nicht.

Sophia Böschs Verfilmung von Helene Bukowskis postapokalyptischem Roman bleibt ähnlich mysteriös: Die Geschichte der Welt und ihrer Charaktere wird in Dialogen angerissen, aber nie umfassend erklärt, und die durchschnittliche emotionale Temperatur aller Gespräche ist eher kühl. Wiederkehrende Bilder von Fell und dunklen Wäldern und eine an Anna von Hauswolff erinnernde unheilschwangere Drone-Musik schaffen eine aus der Zeit gefallene Welt, in der Pick-up-Trucks und die Angst vor Werwölfen koexistieren können. Die Welt entwickelt einen Sog, und man will mehr erfahren. Doch letztlich bleibt der Film im Finale dann doch zu viele Antworten schuldig, und verpufft wie ein Traum am Morgen.

Christian Klose