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Milchkrieg in Dalsmynni

Korrupte Kooperative

Nach dem Tod ihres Mannes und kurz vor der Insolvenz legt sich die isländische Milchwirtin Inga mit der örtlichen Genossenschaft an, der sie mafiöse Machenschaften unterstellt.

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Nahe der isländischen Kleinstadt Dalsmynni betreiben Inga und Reynir einen Milchhof, der schon lange in seiner Familie ist. Zu zweit schaffen sie die Arbeit kaum, und es wäre einfacher, die Schulden abzuzahlen, wenn sie nicht verpflichtet wären, nur mit der örtlichen Genossenschaft Handel zu treiben. Als Reynir bei einem Unfall stirbt, ist es eine Erleichterung für Inga, dass die Genossenschaft den Hof führt, während sie trauert, und sie kaum noch gebraucht wird. Aber dann erzählt ihr ein Arbeiter, dass Reynir abtrünnige Bauern an die Genossenschaft verraten und so in den Ruin getrieben hat. Voller Wut schreibt Inga auf Facebook über die mafiösen Methoden der Genossenschaft und findet kurz darauf heraus, wie richtig sie mit den Anschuldigungen liegt. Wenn Inga in Dalsmynni bleiben und den Hof behalten will, soll sie den Mund halten. Das Fernsehen interessiert sich für ihre Geschichte. Von den anderen Milchbauern ist dagegen keine Hilfe zu erwarten. Dafür sind sie zu träge und passiv und scheuen die Aufregung. Inga aber ist ganz die störrische Bäuerin und hat keine Angst vor dramatischen Aktionen und einer Nacht hinter Gittern. Doch alleine kann sie nicht gegen die Genossenschaft siegen.
Grímur Hákonarsons (STURE BÖCKE) MILCHKRIEG funktioniert auf verschiedenen Ebenen, die sich erst im Nachhinein voll erschließen. Nicht nur geht es um Ingas innerliche Abrechnung mit einem Ehemann, der sie belogen hat, und ihre Anstrengung, sich von seinem Andenken zu befreien und als Bäuerin ernstgenommen zu werden. Im Kampf gegen den Agrar-Don im Strickpulli wird auch die Frage angeschnitten, wie sich Vereinigungen, die einmal die Interessen der Mitglieder verteidigt haben, so entwickeln, dass sie nur noch die eigenen Interessen – auch zum Nachteil der Mitglieder – verfolgen, und ab wann es sich ganz allgemein im Leben lohnt, eigene Wege zu gehen.

Christian Klose

Details

Originaltitel: Héraðið
Island 2019, 90 min
Genre: Drama
Regie: Grímur Hákonarson
Drehbuch: Grímur Hákonarson
Kamera: Mart Taniel
Verleih: Alamode Filmdistribution
Darsteller: Arndís Hrönn Egilsdóttir, Hinrik Ólafsson, Sigurður Sigurjónsson, Hannes Óli Ágústsson
FSK: 6
Kinostart: 09.01.2020

Website
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