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Memory Of Water

Teemeisterin in der Dystopie

In einer Welt ohne Wasser findet die Teemeisterin Noria eine unterirdische Quelle. Verfilmung des finnischen Jugendromans von Emmi Itäranta.

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Laotse hat es nur in poetischere Worte gefasst: „Des Wassers Güte ist es, allen Wesen zu nützen ohne Streit“. In MEMORY OF WATER heißt es schlicht: „Wasser gehört allen“. In dieser, in nicht allzu ferner Zukunft spielenden Dystopie aber gibt es so gut wie gar kein Wasser mehr. Dafür viel Streit. Das wenige Wasser ist streng rationiert, teils verseucht. Von vielen Toten ist die Rede, einem Virus. Die Welt wird von einer Art Militär-Diktatur regiert. Die junge Teemeisterin Noria, die das Hand- und Kunstwerk der Teezeremonie von ihrem Vater übernommen hat, stößt auf eine geheime, eine unterirdische Wasserquelle. Wie umgehen mit diesem Wissen? „Wer das Wasser hat, hat auch die Macht“. Wem, wenn überhaupt, kann Noria noch trauen angesichts all der Verschwörungen, all der Düsternis, die diesen Film umgibt. Nicht mal über den blauen Himmel kann man sich mehr freuen. Verheißt der doch noch weniger Wasser. Die starke Noria aber nimmt den Kampf an. Was bleibt ihr anderes übrig? In einem der schönsten Momente dürfen wir einer Teezeremonie beiwohnen; eine tiefe Verbeugung vor einem unbezahlbaren Element.
Mit seinen impliziten, teils auch direkt ausgesprochenen Fragen (Ist der Mensch verantwortlich für den Zustand der Erde? Wer leidet am meisten? Antwort hier: die Kinder) ist der Film dicht dran am aktuellen Klima-Diskurs. Weniger überzeugt die Bebilderung der auf einen finnischen Jugendroman zurückgehenden Dystopie: Man kennt einiges aus ähnlichen Filmen: wiederholt durchs Bild marschierende gesichtslose Militär-Patrouillen, böse (von wem gelenkte?), alles überwachende Drohnen; futuristische Fortbewegungsmittel hier, heruntergekommene Wohnstätten dort. Der Dringlichkeit des Themas kann das nichts anhaben.

Matthias von Viereck

Details

Originaltitel: Veden vartija
Deutschland/Estland/Finnland 2022, 100 min
Genre: Drama, Science Fiction
Regie: Saara Saarela
Drehbuch: Ilja Rautsi, Emmi Itäranta
Verleih: Real Fiction
Darsteller: Saga Sarkola, Mimosa Willamo, Lauri Tilkanen
Kinostart: 08.06.2023

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