In den letzten Tagen des zweiten Weltkriegs versuchen Sofies Eltern, zusammen mit der Fünfjährigen nach Amerika zu fliehen. Die Karten für die Überfahrt haben sie schon. Doch als sie auf dem Weg zum Hafen in einem verlassenen Hotel übernachten wollen, geraten sie an den überzeugten Nazi Scharf und seinen jugendlichen Gehilfen Beckmann. Im Handgemenge sterben Sofies Eltern. Als sie etwas älter ist, bekommt die junge Waise eine Stelle in der Küche der Roten Armee, die nun das Hotel übernimmt. Beckmann versteckt sich währenddessen in den Kellern, stiehlt von dem Essen, das Sofie jeden Tag macht, und beobachtet, wie sich die Bewohner*innen und das Haus über die Jahre verändern. Scharf bleibt als „Klappenwart“ eine untergeordnete aber gefährliche Figur im Hotel, und mehr als bereit, alles zu tun, um seine braune Vergangenheit geheim zu halten.
Seit 1999 hat Heinrich Sabl immer wieder in Etappen und mit wechselnden Teams an seinem Animationsfilm gearbeitet, der die Geschichte der DDR als Märchen in einem Mix aus WALLACE & GROMIT und Heiner Müllers Theaterstück „Germania“ erzählt. Das Hotel selbst ist wie eine riesige Spieluhr auf einem abgelegenen Zwergplaneten, wo sich Klappen öffnen und schließen, Ratten umherhuschen und das Uhrwerk im Innern das Fließband betreibt, mit dem Sofie das Essen zu den Soldaten bringt. Aber auch die Soldaten selbst treibt das Uhrwerk an. Nichts ist real oder beständig, die Kamera rast und schwenkt umher, und die Bilder überschwemmen das Auge wie plötzliche Erinnerungen bei der Suche nach der Antwort auf „Wer bin ich denn nun wirklich?“ Wenn die Geschichte dann erzählt ist, fühlt man sich etwas erschlagen, aber auch sehr glücklich über die Hingabe und Liebe, mit der Heinrich Sabl und sein Team diesen Film geschaffen haben.

Christian Klose