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Memory Box

Alles aussprechen, alles auserzählen

An Heiligabend bekommt die aus Großmutter Teta, Mutter Maia und Tochter Alex bestehende kanadisch-libanesische Familie ein Paket aus Frankreich. Enthalten sind Briefe, Fotos und Tagebücher, die Maia in den 80er Jahren, während des Bürgerkrieges aus Beirut an ihre nach Paris emigrierte Freundin Lisa geschickt hat...

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Berlinale Wettbewerb 2021: An Heiligabend bekommt die aus Großmutter Teta, Mutter Maia und Tochter Alex bestehende kanadisch-libanesische Familie ein Paket aus Frankreich. Enthalten sind Briefe, Fotos und Tagebücher, die Maia in den 80er Jahren, während des Bürgerkrieges aus Beirut an ihre nach Paris emigrierte Freundin Lisa geschickt hat.

Die gelangweilte Teenagerin Alex, die während eines Schneesturms zu Hause bleiben muss, liest ohne Erlaubnis ihrer Mutter deren Tagebücher und fotografiert deren Jugendfotos mit dem Handy ab. In einem wilden Medien-Mix verschwimmen authentische Fotos der echten Briefe der Regisseurin Joana Hadjithomas mit gestellten Aufnahmen, Animationen und Effekten und rekonstruieren die Geschichte der Familie im Krieg. Ein Familiengeheimnis, das dazu geführt hat, wird auch aufgelöst.

MEMORY BOX erzählt nicht viel anders als zahlreiche in alten Kisten wühlende Dokumentarfilme, ergänzt das aber durch die Perspektive von Alex, die ständig per iPhone mit ihren Freundinnen kommuniziert. So scheint auch über dem Blick auf alte Fotos ein Insta-Filter zu liegen, und die Bilder scheinen sich so vermehren als wären Filme in den 80er Jahren so verfügbar gewesen wie der digitale Speicherplatz von heute.

Alle Konflikte müssen ausgesprochen werden, dann ist die Vergangenheit bewältigt, scheint nicht nur Alex‘ Idee zu sein. Die Dramaturgie greift jeden losen Faden wieder aus und alles, alles wird aufgelöst, wenn die älteren Damen und Herren aus Maias Teenie-Clique der Mutter am Ende wieder zu Blondies „One Way or Another“ über die Tanzfläche toben, während Maia strahlend daneben steht. Selbst Maias in der Sowjetunion verschollener Liebhaber Raja taucht wieder auf und schaut noch genau so romantisch aus den Augen wie vor 35 Jahren. Ein arg versöhnlicher Film über die gelungene Wiederkehr durch das Erzählen und Dokumentieren, aber visuell ganz ansprechend.

Tom Dorow

Details

Frankreich / Libanon / Kanada / Katar 2021, 100 min
Genre: Drama
Regie: Joana Hadjithomas & Khalil Joreige
Drehbuch: Gaelle Mace, Joana Hadjithomas, Khalil Joreige
Verleih: Unbekannt
Darsteller: Rim Turki, Manal Issa, Paloma Vauthier, Clémence Sabbagh, Hassan Akil
Kinostart: 01.03.2021

IMDB

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