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Mein Leben als Zucchini

Einfach grandios

Icare, genannt Zucchini, kommt in ein Kinderheim, nachdem er einen Unfall verursacht hat, bei dem seine Mutter gestorben ist. Alle Kinder im „Haus der Springbrunnen“ kommen aus ähnlich schwierigen Verhältnissen und Icare findet schnell Freunde, vor allem die tapfere Camille hat es ihm angetan. Entzückende, oscarnominierte Animation.

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Zucchini ist neun und heißt eigentlich Icare. Aber Mama nennt ihn immer Zucchini und weil er Mama lieb hat, möchte er auch von allen anderen so genannt werden. Seit Papa weggegangen ist, trinkt Mama viel Bier, aber Zucchini macht das nichts aus. Er sammelt die leeren Dosen auf und baut eine Pyramide. Als Mama dann aber doch böse wird, kriegt er Panik und Mama fällt die Leiter zum Dachboden runter.
Die Direktorin des „Hauses der Springbrunnen“ sagt, dass Mama im Himmel ist und Zucchini ab jetzt hier wohnen muss. Alle Kinder, die dort wohnen, können alle nicht nachhause und die meisten sind auch nett. Nur Simon nicht. Der nennt ihn „Kartoffel“ und klaut seinen Drachen. Aber Simon ärgert alle Kinder da. „Wir sind hier alle gleich. Es gibt keinen mehr, der uns liebt.“, sagt er. Und das macht ihn wohl auch traurig. Eigentlich ist er ganz in Ordnung.
Aufregung kommt auf, als das neue Mädchen Camille ins Haus kommt. Zucchini verliebt sich ein bisschen in sie und sie sind bald ganz dicke Freunde. Wenn da bloß nicht ihre böse Tante wäre....

ZUCCHINI ist einfach grandios und zu recht für den Oscar nominiert. Die Stop-Motion-Figuren mit ihren großen Köpfen und Augen, die detailierte Animation und die Art, in der die Hauptfiguren zumeist liebevoll miteinander umgehen, deuten darauf hin, dass es sich um einen süßen Film für die Kleinsten handelt. Aber wenn man dann bemerkt, dass die Kinder dunkle Ringe um die Augen haben und die französisch-schweizer Produktion auch nicht davor zurückschreckt, relativ klar über die Gründe, aus denen sie im Haus sind, zu sprechen, wird aus dem vermuteten Kitsch etwas vielschichtig Schönes. Die Geschichte ist abwechselnd lustig und herzergreifend und wird auf 66 Minuten zügig aber ungehetzt erzählt. Das Ganze ist mit Musik von Sophie Hunger unterlegt und mit einer Prise Witze für Erwachsene (Camille liest Kafkas „Verwandlung“) versetzt, und spricht so nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe über seine jungen Protagonisten, nimmt sie ernst und kann somit Kinder allen Alters ansprechen. Stellen Sie sich aber schonmal darauf ein, dass Männer in ihrem Umfeld hinterher öfter gefragt werden, ob ihr Schniedel manchmal explodiert.

Christian Klose

Details

Originaltitel: Ma vie de courgette
Frankreich 2016, 66 min
Genre: Animation, Kinderfilm
Regie: Claude Barras
Drehbuch: Céline Sciamma, Morgan Navarro, Germano Zullo
Kamera: David Toutevoix
Musik: Sophie Hunger
Verleih: Polyband
FSK: 6
Kinostart: 16.02.2017

Website
IMDB

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Keine Programmdaten vorhanden.

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