Neue Notiz
Medusa Deluxe
Whodunit mit Verve
Das Drehbuch hat Plotholes, die tiefer sind als Schlaglöcher auf einem Waldweg in der Prignitz. Aber das macht nichts, weil MEDUSA DELUXE Verve hat.
Ein Provinz-Frisierwettbewerb, vielleicht in einem Vorort von London. Die Friseurin Cleve ist wütend, weil ihr Meisterwerk nicht im Wettbewerb starten kann. Der Wettbewerb entfällt, weil der konkurrierende Friseur Mosca tot ist, und außerdem skalpiert wurde. Die Teilnehmer*innen und Models haben die Anordnung, das Gelände nicht zu verlassen, bevor die Polizei die Ermittlungen vor Ort abgeschlossen hat. Aber die Polizei taucht im ganzen Film nicht auf. MEDUSA DELUXE ist ein Whodunnit ohne Detektiv. Der technische Clou – alles ist als One-Take gefilmt, (scheinbar) ohne Schnitt – ist hier wichtig, weil die Kamera dabei immer nur eine Perspektive zeigen kann, und so unterschiedliche Fährten gelegt werden. Dazu führt jeweils eine andere Figur durch die Räume in einer Art Gemeindezentrum. Sowohl die für diese Art des Filmemachens sehr gelassene Kameraführung als auch die abwechslungsreichen und faszinierenden Lichtstimmungen sind herausragend. Die Figuren sind amüsant. Die Schauspieler*innen legen sich mächtig ins Zeug, sind aber nicht besonders gut, und das Drehbuch hat Plotholes, die tiefer sind als Schlaglöcher auf einem Waldweg in der Prignitz. Aber das macht nichts, weil MEDUSA DELUXE Verve hat. War es nun eine der Friseur*innen? Cleve, die mit Wutausbrüchen zu kämpfen hat, Kendra, die scheinbar krumme Dinger mit dem Impressario René gedreht hat? Divine, die Gott gefunden hat, und womöglich in dessen Auftrag …? Alle wirken zugleich schuldig und unschuldig und mauscheln umtriebig im Hintergrund. Die Frisuren sind so exaltiert wie das Personal, und vielleicht hätte Mosca mit seinem zeremoniellen nigerianischen Klassiker tatsächlich gewonnen. MEDUSA DELUXE macht Spaß. Untertitel werden auch für erfahrene OV-Schauer*innen empfohlen. Man nuschelt Dialekt und die Dialoge sind wichtig.
Großbritannien 2022, 101 min
Genre: Thriller
Regie: Thomas Hardiman
Drehbuch: Thomas Hardiman
Kamera: Robbie Ryan
Schnitt: Fouad Gaber
Musik: Koreless
Verleih: Mubi
Darsteller: Clare Perkins, Kayla Meikle, Lilit Lesser, Debris Stevenson, Anita-Joy Uwajeh, Kae Alexander
Kinostart: 08.06.2023
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