Neue Notiz
Marketa Lazarová
Restauriertes Meisterwerk
František Vláčils poetisches und viszerales Meisterwerk aus dem Jahr 1967 arbeitet mit starken Kontrasten und berückenden Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Der Film folgt dem Verlauf einer ausgedehnten Fehde zwischen zwei verfeindeten Clans in Böhmen, die im 13. Jahrhundert unter das Joch sächsischer Herrschaft gefallen sind.
Als MARKETA LAZAROVÁ 1967 herauskam, überschatteten die politischen Ereignisse in der Tschechoslowakei den Filmstart. Nun ist František Vláčils poetisches und viszerales Meisterwerk erneut im Kino zu bewundern. Nach dem Roman von Vladislav Vancura von 1931 folgt MARKETA LAZAROVÁ dem Verlauf einer ausgedehnten Fehde zwischen zwei verfeindeten Clans in Böhmen, die im 13. Jahrhundert unter das Joch sächsischer Herrschaft gefallen sind. Die Lazars, zu denen die fromme Marketa gehört, sind zum Katholizismus konvertiert, während die Kozlíks hartnäckig an ihrem heidnischen Glauben festhalten. Die Sachsen selbst dienen einem rabiat missionarischem Christentum und einem expansionistischem Monarchismus, der vom ungeschliffenen Kozlík-Clan Untertänigkeit und Respekt für die Eigentumsverhältnisse verlangt. Als die Kozlíks die junge Marketa entführen, intervenieren die Truppen des Königs und beschwören einen Zusammenstoß von Glaubenrichtungen, Familien und Generationen herauf.
Beda Batkas an Originalschauplätzen gedrehte, knarzige Schwarzweiß-Kameraarbeit oszilliert zwischen extremen Nahaufnahmen und mitreißenden Panoramen, sinnlicher Nähe und verwirrender Verfremdung. Die Geschichte wird episodisch erzählt, wie in Chaucers „Canterbury Tales“ oder in Boccaccios „Decamerone“. Zwischentitel verkünden die kommende Handlung der einzelnen Episoden, und verbreiten ein Gefühl verhängnisvoller Vorahnung. Trotz seines entschiedenen Avantgarde-Ansatzes bleibt Vláčils Film aber immer konkret. Die Gewalt in MARKETA LAZAROVÁ erscheint zwangsläufig und unausweichlich. Die jüngeren Charaktere sind durchweg Opfer eines ideologischen Konfliktes, über den sie keine Kontrolle haben und den sie nicht verstehen. Die exzessive Länge des Films und sein gnadenloser Inszenierungsstil sind eine Herausforderung, aber MARKETA ist ein Film, der aufmerksame Zuschauer belohnt.
Originaltitel: Marketa Lazarova
Tschechoslowakei 1967, 165 min
Genre: Action, Drama, Historienfilm
Regie: František Vláčil
Drehbuch: František Pavlícek, František Vláčil
Kamera: Bedrich Batka
Schnitt: Miroslav Hajek
Musik: Zdenek Liska
Verleih: Drop-Out Cinema
Darsteller: Josef Kemr, Magda Vásáryová, Nada Hejna, Jaroslav Moucka, František Velecký
FSK: 16
Kinostart: 01.12.2016
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