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Manolo und das Buch des Lebens

Folk-Fantasy-Animation

Die Geschichte um den jungen Mariachi Manolo, der aus einer über ihren Sprössling sehr enttäuschten Torero-Dynastie stammt, und den dekorierten Volkshelden Joaquin, die um die Gunst der selbstbewussten Maria buhlen, erzählt von einem klassischen romantischen Dreieck mit Motiven aus der Mythologie. Denn der Konflikt entscheidet auch darüber, wer künftig im feierfreudigen Reich der Toten das Sagen hat: Die bunte Göttin La Muerta oder der böse Dämon Xibalba.

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Wie schon beim klassischen Zeichentrickfilm ist es fast ein bisschen schade, dass der digitale Animationsfilm sich oft nur auf eine möglichst realistische Annäherung an die Wirklichkeit beschränkt. Umso schöner ist es zu beobachten, wenn ein Film mal andere Wege beschreitet. MANOLO UND DAS BUCH DES LEBENS etwa, der mit vollen Händen aus der farbenprächtigen, fantasievollen Folklore des mexikanischen “Tag der Toten” schöpft und den Kindern damit auch Bilderwelten jenseits von Disney und Pixar erschließt. So werden hier keine Menschen oder vermenschlichte Tiere, sondern liebevoll mit vielen einfallsreichen Details gestaltete Holzpüppchen zu munterem digitalen Leben erweckt.
Die Geschichte um den Mariachi Manolo, der aus einer über ihren Sprössling sehr enttäuschten Torero-Dynastie stammt, und den dekorierten Volkshelden Joaquin, die um die Gunst der selbstbewussten Maria buhlen, erzählt von einem klassischen romantischen Dreieck mit Motiven aus der Mythologie. Denn der Konflikt entscheidet auch darüber, wer künftig im feierfreudigen Reich der Toten das Sagen hat: Die bunte Göttin La Muerta oder der böse Dämon Xibalba. Doch Letzterer spielt falsch und Manolo findet sich alsbald skelettiert unter den Toten wieder…
Nicht nur wegen seiner wuseligen, einfallsreichen Animationen ist MANOLO hübsch anzusehen. Dass Frauen keineswegs bloß passive Love Interests darstellen, sondern eigenständig handeln und entscheiden, und man sich von Familientraditionen emanzipieren kann, sind nicht die schlechtesten Botschaften für den Nachwuchs. Ein Bild lang verweist der Film sogar auf die Utopie, dass es Alternativen zur Paarbeziehung geben kann. Zwar fügt sich MANOLO hier schnell dem Konsens, doch die Ahnung schimmert lang genug auf, um noch als kleine Subversion zu bestehen. Schön.

Thomas Groh

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