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Maigret

Kommissar Depardieu

Kommissar Maigret (Gerard Depardieu) wird zum Tatort des Mordes an einer jungen Frau gerufen. Nichts gibt Auskunft über deren Identität, aber sie trägt ein teures Abendkleid und hat eine Flasche Laudanum bei sich. Maigret versucht das Leben der Toten zu rekonstruieren.

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Eigentlich ist es erstaunlich, dass Gerard Depardieu erst jetzt die Rolle des kräftig gebauten, leicht behäbigen Inspektors Maigret der Pariser Kripo spielt, der neben seiner Arbeit vor allem das Essen, Trinken und seine Pfeife schätzt. Den Tabak muss Depardieus Maigret auf Anraten seines Arztes aber schon am Anfang des Films aufgeben, und auch auf das Essen seiner Frau hat er keinen Appetit. Eigentlich fehlt ihm schon jede Leidenschaft, als er kurz vor Feierabend zu einem Mord an einer jungen Frau gerufen wird. Außer einem ungewöhnlich teuren Abendkleid und einer Laudanum-Flasche gibt es keinerlei Hinweise auf ihre Identität. Das Schicksal der jungen Toten zu rekonstruieren, gibt dem Inspektor eine neue Aufgabe. Gemächlich, aber unaufhaltsam, und ohne eine heiße Fährte zu haben, befragt er die Menschen, die die Tote als letzte gesehen haben, und entlockt ihnen, nur indem er darauf wartet, dass sich jemand verplappert, alles, was er braucht. Als Maigret dann einer jungen Frau begegnet, die der Toten ähnelt, muss er durch sie dem Fall nur einen kleinen Schubs geben. Natürlich ganz ruhig und ohne Geschrei, Gerenne oder Gewalt.

Patrice Leconte, dessen Film RIDICULE 1996 für den Oscar nominiert war, macht aus dem Krimi eine Art Geistergeschichte. Nicht nur wirkt es, als wäre Maigrets Ermittlung das Einzige, was verhindert, dass die junge Frau spurlos aus der Welt verschwindet. Der Verlust geliebter Menschen zieht sich als Thema durch den Film und betrifft auch den Inspektor selbst, der zwar gelegentlich Hilfe von einem Kollegen oder seiner Frau bekommt, vor allem aber allein wie ein ruhelos suchender Geist durch eine Welt wandert, in der vieles nur Schein ist. Nervenkitzel bietet dieser Maigret nicht, aber es liegt eine melancholische Schönheit darin, wie sich des Rätsels Lösung langsam enthüllt.

Christian Klose

Details

Frankreich/Belgien 2022, 89 min
Sprache: Französisch
Genre: Krimi, Literaturverfilmung
Regie: Patrice Leconte
Drehbuch: Patrice Leconte, Jérôme Tonnerre
Kamera: Yves Angelo
Schnitt: Bruno Coulais
Musik: Bruno Coulais
Verleih: Plaion Pictures
Darsteller: Gérard Depardieu, Aurore Clément, Mélanie Bernier, Anne Loiret, Norbert Ferrer
FSK: 12
Kinostart: 30.03.2023

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