Neue Notiz
Madame Sidonie in Japan
Ein Geist nimmt Abschied
Die Schriftstellerin Sidonie (Isabelle Huppert) hat seit dem Tod ihres Mannes nichts mehr geschrieben. Auf einer Lesereise in Japan trifft sie seinen Geist, der ihr hilft, loszulassen.
Isabelle Huppert spielt Sidonie, eine Schriftstellerin, die schon lange nichts mehr geschrieben hat. Seit dem Tod ihres Mannes Antoine fehlt ihr jede Inspiration. Auch der Einladung ihres Verlegers Kenzo (Tsuyoshi Ihara) zu einer Lesereise in Japan – Anlass ist eine Wiederauflage ihres allerersten Romans – folgt sie nur widerstrebend: Als sie zu spät am Flughafen ankommt und ihren Flug doch noch erreicht, ist sie mehr enttäuscht als erleichtert. Auch in Japan hält sie ihre reservierte Abruptheit bei und stößt damit einige Hotelangestellte und Leserinnen vor den Kopf. Nicht so ihren Gastgeber, der ihre Direktheit ebenso erfrischend findet, wie sie seine ruhige Melancholie attraktiv.
Elise Girad erzählt in SIDONIE EN JAPON sehr geradlinig eine Geschichte des Übergangs. Für Sidonie ist die Reise in die Fremde der liminale Raum, in dem sie sich nach langer Zeit endlich von ihrem geliebtem Antoine verabschieden und sich vorsichtig neuen Erfahrungen zuwenden kann. Dabei hilft ihr ein Gespenst. In ihrem Hotelzimmer sitzt eines Abends der Geist von Antoine (August Diehl). Nach dem ersten Schock gewöhnt sich Sidonie an ihren neuen Begleiter, der nicht gehen kann, bevor sie ihn lässt.
Die übernatürlichen Episoden fügen sich nahtlos in den insgesamt betont unspektakulären Rhythmus der Reise ein. Morgens gibt es eine Lesung oder ein Interview, nachmittags wird Kultur besichtigt, meist ein Tempel, dazwischen fahren Sidonie und Kenzo viel Taxi und Bahn. Sie schweigen viel miteinander, lernen einander dabei aber doch kennen. Geist Antoine, den nur Sidonie sehen kann, ist ab und zu zugegen, und auch die Gespräche mit ihm sind so höflich und beherrscht wie alles in diesem Film, der mit Sidonies inneren Turbulenzen ein wenig so umgeht wie das Hotelpersonal: respektvoll und distanziert.
Originaltitel: Sidonie au Japon
Frankreich/ Schweiz/ Deutschland/ Japan 2023, 95 min
Genre: Drama, Liebesfilm
Regie: Élise Girard
Drehbuch: Élise Girard, Maud Ameline, Sophie Fillières
Kamera: Céline Bozon
Schnitt: Thomas Glaser
Musik: Gérard Massini
Verleih: Majestic Filmverleih
Darsteller: Isabelle Huppert, August Diehl, Tsuyoshi Ihara
Kinostart: 11.07.2024
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