Neue Notiz
Loving
Unerschütterliche Liebe
Einen stilleren und zarteren Film über die Bürgerrechtsbewegung hat es noch nicht gegeben: LOVING erzählt die Geschichte von Mildred und Richard Loving, deren Gerichtsprozess „Loving gegen den Staat Virginia“ das Verbot von sogenannten „Mischehen“ zwischen Weißen und Schwarzen in den letzten Bundesstaaten der USA beendete
Einen stilleren und zarteren Film über die Bürgerrechtsbewegung hat es noch nicht gegeben. Jeff Nichols LOVING erzählt die Geschichte von Mildred und Richard Loving, deren Gerichtsprozess „Loving gegen den Staat Virginia“ das Verbot von sogenannten „Mischehen“ zwischen Weißen und Schwarzen in den letzten Bundesstaaten der USA beendete. LOVING entwirft aber auch ein Konzept der Liebe, dass dem Kino sonst fremd ist. In Nichols Film gibt es keine großen, dramatischen Szenen zwischen Ruth und Richard, keine melodramatischen Liebeserklärungen. Nicht einmal wie die beiden sich kennenlernen zeigt Nichols. Jeff Nichols zeigt stattdessen die Vertrautheit und Unerschütterlichkeit einer eigentlich unkomplizierten Beziehung zwischen zwei introvertierten Menschen. Was es an dramatischer Handlung gibt, wird von außen an die Lovings heran getragen.
Richard (Joel Edgerton) und Mildred Loving (Ruth Negga) heiraten im Juli 1958 in Washington D.C., leben aber in Central Point, Virginia. Kurz darauf bricht ein Überfallkommando der Polizei in ihr Haus ein, dringt in das Schlafzimmer ein und will wissen, mit wem Richard da schläft. Er weist auf die Heiratsurkunde an der Wand. Beide werden verhaftet, denn in Virginia ist die Heirat ungültig. Den Lovings wird angeraten, sich schuldig zu bekennen, um dem Gefängnis zu entgehen und so werden sie, wegen Verletzung des „Rassenintegrationsgesetzes“ zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, wobei das Urteil auf 25 Jahre zur Bewährung ausgesetzt wird, solange die Lovings Virginia sofort verlassen und nie wieder betreten. Richard und Mildred bleibt nichts anderes übrig, als ihr gewohntes ländliches Umfeld, Freunde und Familie hinter sich zu lassen. Sie ziehen zu Mildreds Cousin Alex nach Washington D.C. in eine viel zu enge Wohnung. Vier Jahre später schreibt Mildred einen Brief an Robert Kennedy und setzt damit einen sehr langen Prozess in Gang, der das Mischehen-Verbot, ein Überbleibsel aus den Tagen der Sklaverei, schließlich aufhebt.
Jeff Nichols Film ist wundervoll subtil inszeniert. Hier wird wenig ausgesprochen, umso mehr erzählen Blicke, Körper, Gesichter, Landschaften, Räume und das Licht. Dass Ruth Negga einen Oscar für ihre Darstellung der Mildred Loving bekommen würde, schien von vornherein ausgemacht. Kaum wird die Academy aber erklären können, warum Negga die Auszeichnung für die beste Nebendarstellerin und nicht als beste Hauptdarstellerin bekam. Ihre Blicke tragen den Film, so wie die Schultern von Joel Edgerton als Richard Loving immer wieder die ganze Welt zu tragen scheinen. Die größte Stärke von Nichols ist es, aus der Geschichte der Lovings gerade keinen Gerichtsfilm zu machen, sondern sich ganz auf die Beziehung des Paares zu konzentrieren, auf ihre Vertrautheit, ihren ruhigen Heroismus, auf die Selbstverständlichkeit ihrer Liebe - ohne jede Effekthascherei. Nur einmal, als er die Misshandlung seiner Frau durch weiße Polizisten mitansehen muss, explodiert Richard Loving, dann aber mit einer Urgewalt, die so vergeblich wie angemessen ist.
USA/Großbritannien 2016, 123 min
Genre: Drama, Biografie
Regie: Jeff Nichols
Drehbuch: Jeff Nichols
Kamera: Adam Stone
Schnitt: Julie Monroe
Musik: David Wingo
Verleih: Universal Pictures International Germany
Darsteller: Ruth Negga, Michael Shannon, Marton Csokas, Joel Edgerton, Nick Kroll
FSK: 6
Kinostart: 15.06.2017
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