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Love, Cecil

Großmeister des Glamours

Ein Porträt des Glamour-Fotografen, Modezeichners, Kostüm- und Bühnenbildner Cecil Beaton, der fast 40 Jahre lang auch Hoffotograf des britischen Königshauses war.

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Cecil Beatons Schwester Nancy schaukelt in einem Traum aus Zellophan-Folie in das Paradies der Kunststoff-Feen, 1929. Queen Elizabeth, vor einem hellblauen Hintergrund, in einem langen schwarzen Marinemantel mit goldenen Knöpfen, fast wehmütig nach links aus dem Bild blickend, statuarisch und sanftmütig, zugleich modern und deutlich auf Elizabeths militärische Vergangenheit verweisend: ein Bild der Herrschaft von Cecil Beaton, 1968. Seine Männer erst, die Glamourporträts von Gary Cooper, Marlon Brando oder Mick Jagger, die vor Erotik aus dem Rahmen zu springen scheinen. Lisa Immordino Vreelands Film LOVE, CECIL erzählt zwar eine biografische Geschichte, aber vor allem ist der Film ein Bilderrausch, dargeboten vom grandiosesten Glamourfotografen aller Zeiten. Auf die Idee eines Menschen käme es bei einem Porträt an, sagt Beaton, und meint damit sehr deutlich seine persönliche Idee, die immer darauf abzielt, den größtmöglichen theatralischen Effekt zu erzielen. Man kann das Schönheit nennen, wie es in diesem Film immer wieder geschieht, wohl auch um die Schwierigkeit zu umgehen, die verschiedenen Stile und Widersprüche in Beatons Werk aufzeigen zu müssen. Der Film ist eine Feier der Bilder und des Individualismus von Beaton. Es ist ein pures Vergnügen, zu beobachten, wie Beatons lustvoller, queerer Ästhetizismus Epochen verwirbelt, wie er Dandytum, deutschen Expressionismus und Art Nouveau in den frühen Bildern mit modernen Materialien verbindet und schließlich bei den mit kühler Erotik vibrierenden In-Crowd-Porträts aus den sechziger Jahren ankommt. Wow-Effekte stapeln sich im Sekundentakt. Genauer betrachtet wird nichts, hier geht es allein um eine Hommage an einen Meister des Stils, der in einer Zeit, als Homosexualität in Großbritannien noch gesetzlich verboten war, fast 40 Jahre lang wichtigster Fotograf der königlichen Familie war.

Tom Dorow

Details

USA 2017, 98 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Lisa Immordino Vreeland
Drehbuch: Lisa Immordino Vreeland
Kamera: Shane Sigler
Schnitt: Bernadine Colish
Musik: Phil France
Verleih: StudioCanal
FSK: oA
Kinostart: 12.07.2018

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IMDB

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