Neue Notiz
LOMO – The Language of Many Others
Ständig pingt das Handy
Mit Stilsicherheit, Nähe zu den Figuren und guten Dialogen erzählt LOMO eine Coming-of-Age-Geschichte, bei der die reale und virtuelle Welt fließend ineinander übergehen.
LOMO, so heißt Karls Blog, der Titel steht für "The Language of Many Others" und Karl postet dort zum Beispiel Fotos von Menschen auf der ganzen Welt, die gerade dasselbe machen. Oder einen Link zu einem Video, das das gleiche Fleckchen Erde von immer weiter weg zeigt: Erst sieht man einen 1x1 Meter großen Ausschnitt, dann wächst der Ausschnitt auf 10x10, dann auf 100x100 und so weiter, bis man die ganze Erde vom All aus sieht. Schließlich ist sie nur noch als kleiner Punkt zu erkennen, dann gar nicht mehr. Klassisches Teenager-Lebensgefühl zwischen Größenwahn und Unsichtbarkeit also. Im Netz hat Karl eine Reihe begeisterter Follower, offline hat er Stress mit dem Vater, vor allem, nachdem er ein Video eines genervten Familienabendessens postet, und eine neue megacoole Freundin, Doro.
Mit Stilsicherheit, Nähe zu den Figuren und guten Dialogen erzählt LOMO eine Coming-of-Age-Geschichte, bei der die reale und die virtuelle Welt fließend ineinander übergehen. Karl ist immer online, ständig pingt das Handy, seine zweitbesten Freunde kennt er nur aus dem Netz. Und als Doro nach einer kurzen Affäre wieder Schluss macht, lässt Karl seine Wut im Netz aus: Er postet ein Hass-und-Sex-Video, das schnell die Runde macht und seine "Freunde" zu zweifelhaften Aktionen inspiriert, über die Karl keine Kontrolle mehr hat. Die Online-Welt vergrößert das ganz normale Teenager-Drama - erste Liebe, Zukunftspläne, Stress mit den Eltern, Mittelschichtsmisere – ins quasi Unendliche. Ein bisschen erinnert das an den „Gamergate“-Skandal im Jahr 2014, bei dem der Blogpost eines enttäuschten Ex-Freundes zu einer weltweiten Eruption von Hasspostings und Verschwörungstheorien führte, aber bei Karl bleibt es am Ende zum Glück bei einem Sturm im Zehlendorfer Wasserglas.
Deutschland 2017, 101 min
Sprache: Deutsch
Genre: Drama
Regie: Julia Langhof
Drehbuch: Julia Langhof, Thomas Gerhold
Kamera: Michal Grabowski
Schnitt: Halina Daugird, Thomas Krause
Musik: Torsten Reibold
Verleih: Farbfilm Verleih
Darsteller: Jonas Dassler, Lucie Hollmann, Eva Nürnberg, Marie-Lou Sellem, Peter Jordan
Kinostart: 12.07.2018
Vorführungen
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