Neue Notiz
Liebe Angst
Trauma in der Familiengeschichte
Aus nächster Nähe begleiten Regisseurin Sandra Prechtel und ihr Team Tochter Kim und Mutter Lore Seligsohn beim Aufarbeiten ihrer bitterlich deutschen Familiengeschichte.
Kim Seligsohn ist in vielen Dingen zwiegespalten, so auch in ihrer Beziehung zu Mutter Lore, mit der sich der Dokumentarfilm LIEBE ANGST beschäftigt. Aus nächster Nähe begleiten Regisseurin Sandra Prechtel und ihr Team Kim und Lore beim Aufarbeiten ihrer bitterlich deutschen Familiengeschichte. Als Lore 6 Jahre alt ist, wird ihre Mutter im Konzentrationslager ermordet; sie selbst muss sich auf dem Dachboden vor den Nazis verstecken. Sie überlebt den Holocaust und bleibt in dem Land, das ihr die Familie genommen hat. Ein ehemaliger Wehrmachtssoldat wird Vater ihrer Kinder. Die Angst von damals lässt sie ihr ganzes Leben nicht mehr los und prägt auch das Leben von Kim und ihrem Bruder Tom, der vor 20 Jahren nach einem Suizidversuch verstarb.
Das Trauma steht zwischen Lore und Kim, belastet, macht ruppig und müde. Oft sind sie uneins darüber, wie „es“ gewesen ist. „Würd ich so nicht sagen“, findet Lore. „Aber ich sag das“, entgegnet Kim. Ihr Kampf um Deutungshoheit ist auch ein Kampf gegen die Zeit, denn Lores Erinnerungsvermögen schwindet zusehends. Aber auch vorher schon hatte Kim keinen Ort für ihre Wut und ihren Schmerz, die vom Leid der Mutter schwer zu trennen sind. Mit der Liebe und der Wut zu leben, das ist Kims Lebensaufgabe.
Kim Seligsohns klassischer Gesang – mal Wehklagen, mal Hoffnungsschimmer – prägt die Stimmung dieses aufwühlenden Dokumentarfilms, an dessen Drehbuch sie selbst mitwirkte. LIEBE ANGST hört gerade auch auf die düsteren Zwischentöne. Die Kamera fängt intimste Momente ein; das ist in manchen Momenten schwer auszuhalten und zugleich so wahrhaftig, dass man froh ist, dabei gewesen zu sein. Die Geschichte von Lore und Kim ist einzigartig – und diejenige von unzähligen Familien überall auf der Welt, die heute noch mit den durch die Naziverbrechen verursachten Traumata leben.
Deutschland 2022, 81 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Sandra Prechtel
Drehbuch: Sandra Prechtel, Kim Seligsohn
Kamera: Susanne Schüle
Schnitt: Andreas Zitzmann
Musik: Reinhold Heil, Kim Seligsohn
Verleih: Real Fiction
FSK: 12
Kinostart: 23.03.2023
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