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Licorice Pizza

Wasserbetten! Flipperautomaten! Stars!

LICORICE PIZZA spielt 1973, die Ölkrise steht kurz bevor. In lockeren Anekdoten erzählt Paul Thomas Anderson aus dem Leben des Filmproduzenten Gary Goetzman, einem Freund Andersons, und von Wasserbetten, Flipperautomaten, Stars und alten Platten.

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„Licorice Pizza“ – Lakritzpizza – war einst der Name einer Kette von Plattenläden in Kalifornien, wohl weil das Produkt schwarz und rund ist, und die Zutaten oft genug süßlich waren. In Paul Thomas Andersons gleichnamigen neuem Film taucht der Begriff außer im Titel nicht auf. Natürlich gibt es einen Pop-Soundtrack, auf den durch den ziemlich okkulten Verweis auf Popmusik möglicherweise angespielt wird, aber die Auswahl des Soundtracks ist ziemlich offensichtlich: Zum ersten Auftritt der Protagonistin, Alana, läuft David Bowies „Life on Mars“, in dem es um ein genervtes Mädchen mit genau der Haarfarbe der ebenfalls genervten Alana geht: „mousy“, ein staubiges Brünett. Wenn Alana und Gary als erste gemeinsame Unternehmung nach New York fliegen, läuft „Stumblin In“ von Smokie-Sänger Chris Norman und Suzie Quatro, und klar: die beiden stolpern in irgendetwas herein, das auch irgendwie romantisch wird. Die Beziehung zwischen dem 15-jährigen Gary (Philip Seymour Hoffmans Sohn Cooper Hoffman) und der zehn Jahre älteren Alana (Alana Haim, die jüngste der Schwestern aus der mit Anderson befreundeten Pop-Gruppe Haim) bildet den Klebstoff, der die locker-nostalgische Erzählung des Films zusammenhalten soll. Ihr Altersunterschied gibt der Sache eine gewisse Kante, ihre Erlebnisse beruhen auf Anekdoten aus dem Leben des Filmproduzenten Gary Goetzman, einem Freund Andersons.

LICORICE PIZZA spielt 1973, die Ölkrise steht kurz bevor. Gary baggert Alana an, die den Jungen verspottet, sich dann aber doch auf ein Date einlässt. Gary ist immerhin Kinderstar, hat Geld und Kontakte, was in der Umgebung von Hollywood nützlich sein kann. Gary ist ambitioniert, Alana hat Attitüde. Er eröffnet ein Geschäft für Wasserbetten, und später einen Spielsalon für Jugendliche, und führt Alana in eine Schauspielagentur ein. Sie wird tatsächlich gecastet, für einen Film, der an Clint Eastwoods BREEZY (1973) angelehnt ist, in dem der schon recht alte William Holden eine sehr junge Frau trifft. Der betrunkene Holden (Sean Penn) wird von seinem Regisseur (Tom Waits) zu einem bizarren Stunt angestachelt. Gemeinsam liefern Gary und Alana ein Wasserbett an Barbra Streisands durchgeknallten Liebhaber Jon Peters (Bradley Cooper). Zwischen den Szenen laufen Gary und Alana oft durch die Gegend, weniger, weil sie dringend irgendwohin müssten, sondern weil sie junge Leute voller Energie und Lebensfreude sind.

Andersons Film ist nicht ganz frei von nervigen Filmtropen, und manche Szenen landen mitten in gründlich bereit gestellten Fettnäpfchen. Ein Restaurantbesitzer, der mit seinen japanischen Ehefrauen – in jeder Szene eine andere – mit japanischem Akzent redet: Anderson hält das für eine realistische Darstellung des Rassismus in den siebziger Jahren, man kann es auch für einen rassistischen Scherz halten. Bemerkungen über Alanas „jüdische Nase“ lächelt die Filmfigur weg. Vielleicht soll das tatsächlich die dunkle Seite der siebziger Jahre zeigen, aber die Szenen wirken in diesem freundlichen Erinnerungsreigen – Wasserbetten! Flipperautomaten! Stars! Das Lieblingsrestaurant der Stars! Bowie! The Doors! – deplatziert, selbst wenn später noch die brutale Homophobie der Zeit Erwähnung findet. Als freundlich-nostalgischer Anekdotenreigen ist LICORICE PIZZA ganz nett, Alana Haim beweist erhebliches Leinwand-Charisma, die Stars, vor allem Sean Penn, Tom Waits und Bradley Cooper lassen die Sau raus. Das mag alles etwas dünn und süßlich sein – wie eine Lakritzpizza eben – aber es macht auch Spaß.

Tom Dorow

Details

USA 2021, 133 min
Genre: Drama, Komödie
Regie: Paul Thomas Anderson
Drehbuch: Paul Thomas Anderson
Kamera: Paul Thomas Anderson, Michael Bauman
Musik: Jonny Greenwood
Verleih: Universal Pictures
Darsteller: Cooper Hoffman, Alana Haim, Bradley Cooper, Sean Penn, Maya Rudolph, John C. Reilly, Benny Safdie, Tom Waits
FSK: 12
Kinostart: 27.01.2022

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