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Lichtes Meer

Aufbrechen ohne Zurückzukehren

Marek verlässt Mecklenburg-Vorpommern, um auf einem Containerschiff anzuheuern, wo er sich Hals über Kopf in den französischen Ingenieur Jean verliebt und mit ihm eine zusehends komplizierter werdende Beziehung anfängt. Ein poetischer Film voller Sehnsuchtsbilder.

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Zwei Männer und die Weite der See – viel mehr braucht Regisseur Stefan Butzmühlen nicht für seinen Film LICHTES MEER. Er erzählt die Geschichte von Marek (Martin Sznur), der die Einöde Mecklenburg-Vorpommerns verlässt, um auf einem Containerschiff anzuheuern, wo er sich Hals über Kopf in den französischen Ingenieur Jean (Jules Sagot) verliebt. LICHTES MEER ist ein ruhiger Film. Wenn gesprochen wird, dann meist aus dem Off – Marek zählt die verschiedenen Schifffahrtsberufe auf oder beschreibt das Leben an Bord. Zwischendurch rezitiert er Passagen aus einem Buch über einsame Fischer in Island, die exakt zu den leisen Momenten zwischen den beiden jungen Männern passen.
Für deren im Verlauf des Films immer schwieriger werdende Beziehung findet Butzmühlen dann vor allem eine auf Körperlichkeit beruhende visuelle Sprache. Mal in poetischen Bildern: Close-Ups von Händen, die über Haut und durch Haar fahren. Mal in Form eines intensiven Spiels: Mareks Blicke und seine Mimik sprechen Bände. Auf diese Weise entstehen sehr eindringliche Sehnsuchtsbilder, die vom Übergang zum Erwachsensein und von der Liebe zum Ungewissen, das danach kommt, handeln. Obendrein verortet Butzmühlen die Männerliebe – ein wiederkehrendes Thema in seinen Filmen – in einem Milieu, das als homoerotisch aufgeladen und latent schwulenfeindlich zugleich gilt.
Das ist sicherlich keine leichte Kost, soll es aber auch nicht sein. Doch gelingt es Butzmühlen immer wieder, mit der emotionalen Schwere des Films zu brechen, sei es mit langen Kamerafahrten über das blaue, von der Sonne beschienene Meer oder mit Seemannsliedern, in denen Männer davon singen, wie wunderbar es ist, einfach aufzubrechen und nie wieder zurückzukehren.

Christine Stöckel

Details

Deutschland 2015, 81 min
Genre: Drama, Jugendfilm, Liebesfilm
Regie: Stefan Butzmühlen
Drehbuch: Stefan Butzmühlen, Jan Künemund
Kamera: Jonas Schmager
Schnitt: Cristina Diz
Musik: Fabrizio Tentoni
Verleih: Edition Salzgeber
Darsteller: Martin Sznur, Jules Sagot, Katharina Melchior
FSK: 12
Kinostart: 04.02.2016

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