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Leaning Into the Wind – Andy Goldsworthy

Haikuartige Poesie

Thomas Riedelsheimer porträtiert den Land-Art-Künstler Andy Goldsworthy in einem in sich ruhenden, poetischen Film, der an die ephemeren Arbeiten Goldsworthys erinnert.

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Andy Goldsworthy macht Kunst mit der Natur. Sorgsam schichtet er Blätter übereinander, fräst Muster in Baumstämme und schafft so vergängliche Skulpturen. Nach kurzer Zeit wehen die Blätter davon, die Kunst wird morsch, und nur sorgfältige Fotografien zeugen noch von dem vorübergehenden Kunstwerk. Der Münchner Kameramann und Regisseur Thomas Riedelsheimer hat den renommierten Land-Art-Künstler, der rund um den Globus seine Werke erschafft, in LEANING INTO THE WIND bereits zum zweiten Mal begleitet. In San Francisco versetzt Goldsworthy ein im Ganzen einbalsamiertes Baumgeäst in eine alte Kapelle, in Glasgow legt er sich im beginnenden Regen auf das Pflaster, steht nach kurzer Zeit auf und hinterlässt damit eine Silhouette, die nur Sekunden besteht. Doch nicht nur die Kunstwerke an sich sind zu sehen: In langen Einstellungen reflektiert Goldsworthy auch sein Schaffen und seine Biografie, die Geburt der Kinder, seine Scheidung und den Tod seiner Frau.

In der stoischen Erzählweise kommt es einem vor, als wäre Goldsworthys Leben ebenso unvermeidlich wie die Naturereignisse, die er für seine Werke benutzt. So haftet LEANING INTO THE WIND eine gewisse Altersweisheit an. Organisch fügen sich Kunst und Leben zusammen und das unaufgeregte Werk Goldsworthys findet seine Entsprechung in Riedelsheimers in sich ruhendem Film. Eine große Bewunderung für den Künstler spricht aus Riedelsheimers Bildern, in seinen Kompositionen erschafft er eine eigene, behutsame Zeitlichkeit. Wenn aufeinanderliegende Blätter nach und nach vom Wasser weggespült werden, entsteht eine fast haikuartige Form der Poesie, die immer wieder in die Bilder einfließt und LEANING INTO THE WIND zu einem meditativen Filmerlebnis macht.

Johannes Bluth

Details

Deutschland/Großbritannien 2017, 93 min
Genre: Dokumentarfilm, Biografie
Regie: Thomas Riedelsheimer
Drehbuch: Thomas Riedelsheimer
Kamera: Thomas Riedelsheimer
Verleih: Piffl Medien
FSK: oA
Kinostart: 14.12.2017

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