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Le Prince

Liebe, Rassismus und postkoloniale Befindlichkeiten

Eines Tages stolpert die Frankfurter Kuratorin Monika in eine afrikanische Bar und begegnet während einer Razzia dem geheimnisvollen Joseph. So beginnt eine komplexe Liebesgeschichte.

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LE PRINCE erzählt von der Frankfurter Kuratorin Monika (Ursula Strauss), die in eine afrikanische Bar stolpert und während einer Razzia Joseph (Passi) begegnet. Joseph ist höflich, gutaussehend, im „Import/Export“-Geschäft tätig und sucht Investoren für eine Diamantenmine. Er führt Monika in eine andere Bar, in der er sie am Tresen zurücklässt, um Geschäfte mit Russen zu machen. Monika geht, hinterlässt ihm aber ihre Telefonnummer. So beginnt eine Beziehung.
Lisa Bierwirths Debüt-Film verhandelt vor allem die Frage des Vertrauens zwischen den Liebenden, inspiriert von der Geschichte der Mutter der Regisseurin. Joseph ist immer wieder verschwunden, dann braucht er immer wieder Geld. Monikas Umfeld, die hochkulturelle, institutionelle Bildungsbourgeoisie, warnt Monika mit rassistischen Obertönen: „Ich kann die Faszination ja verstehen…“
Der Film wahrt Distanz zu seinen Hauptfiguren und interessiert sich wenig für die Grundlage ihrer Beziehung. Es gibt zärtliche Momente und Sex, manchmal lachen beide am Anfang einer Szene, worüber bleibt unklar. Einmal sagt Joseph: „Die Männer haben Angst vor dir. Ich habe keine Angst.“ Joseph bleibt geheimnisvoll und erratisch, Monika ist komplexer gezeichnet. Sie beherrscht den Herrenreiterton der Kulturelite: „Sie sollen das nicht überprüfen, Sie sollen das korrigieren!“ Auf Vernissagen wirkt sie dagegen unsicher und linkisch: „Ich kann keinen Smalltalk“. Sie hilft Joseph immer wieder, der verschwindet immer wieder, oder gibt sich stolz: „Mein Vater wurde kolonialisiert, ich werde das nicht.“ LE PRINCE will eine komplexe Geschichte über Liebe, Rassismus und postkoloniale Befindlichkeiten mit komplexen Charakteren erzählen, lässt aber so vieles offen, dass der Film eher als warnendes Beispiel und Mutter-Bashing erscheint.

Tom Dorow

Details

Deutschland 2021, 125 min
Genre: Drama, Liebesfilm
Regie: Lisa Bierwirth
Drehbuch: Hannes Held, Lisa Bierwirth
Kamera: Jenny Lou Ziegel
Schnitt: Bettina Böhler
Verleih: Port-Au-Prince
Darsteller: Ursula Strauss, Passi Balende, Nsumbo Tango Samuel, Victoria Trauttmansdorff, Alex Brendemühl
FSK: 6
Kinostart: 30.09.2021

Website
IMDB

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

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