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Le Mans 66: Gegen jede Chance

Hurra für heulende Motoren

Der geniale Ingenieur Carroll Shelby und der gewiefte Rennfahrer Ken Miles sollen für Ford das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewinnen, das seit Jahren von Ferrari dominiert wird.

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Christian Bale als manischer Rennfahrer Ken Miles und Matt Damon als genialer Ingenieur Carroll Shelby sind die Stars in James Mangolds letztem Hurra auf heulende Motoren und knallharte, wenn auch sozial gestörte Männer. Hier trägt man noch Konflikte mit den Fäusten im Vorgarten aus, bis die Buddies sich wieder vertragen und Mutti Limo serviert. Hier wird dem liberalen Spinner mit den gefärbten Haaren und den blöden Corporate-Socialism-Ideen noch einmal gezeigt, wo der Bartel den Most holt. LE MANS 66 oder FORD VS. FERRARI, wie der Film in den USA heißt, ist erzreaktionäres Kino aus der Ayn-Rand-Abteilung der US-Ideologiemaschine, laut der sich der Einzelne (die Einzelne spielt naturgemäß keine Rolle) nur im super-ultra-libertär-Kapitalismus entwickeln kann und jedes Denken an das Gemeinwohl Verrat am Individualismus ist. Solange man das so hinnimmt wie es ist, macht LE MANS 66 aber durchaus Spaß, zumal der Film sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen scheint.
Christian Bale ist hübsch knurrig, wenn er einem Sportwagenkäufer erklärt, dass man aber auch ordentlich Gas geben muss, damit die Karre nicht kränkelt. Matt Damon spielt seinen Supertüftler wie jemanden, dem noch niemand den Unterschied zwischen Badewasser und Gefühlen erklärt hat: Das eine muss man ablassen, das andere zulassen. Die Rennszenen fetzen, der Sound brüllt angemessen, die Farben leuchten, das Retro-Design ist schick, und selbst die Erklärbär-Szenen über die Strapazen eines 24-Stunden-Rennens für Mann und Material sind interessant genug auch für Leute, die sich eher für Kakteenpflege als für Autorennen begeistern. Aber eigentlich ist LE MANS schon ein Film für wesentlich älter gewordene Jungs, die sich gern daran erinnern, früher beim Autoquartett mit dem Ford GT 40 Mark I die Kumpel abgezogen haben. Nichts für den Kopf, geht aber ordentlich ab.

Tom Dorow

Details

Originaltitel: Ford v Ferrari
USA 2019, 152 min
Genre: Biografie, Drama, Sportfilm
Regie: James Mangold
Drehbuch: James Mangold, Jez Butterworth, John-Henry Butterworth, Jason Keller
Kamera: Phedon Papamichael
Schnitt: Michael McCusker
Musik: Marco Beltrami
Verleih: Twentieth Century Fox
Darsteller: Matt Damon, Christian Bale, Caitriona Balfe, Jon Bernthal, Josh Lucas, Tracy Letts, Remo Girone
FSK: 12
Kinostart: 14.11.2019

Website
IMDB

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

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