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Land am Wasser

„Was willste machen?“ Ein Stoßseufzer, den wir in dem Film über die letzten Mohikaner von Grunau noch öfter hören. Ein Geisterdorf, gebaut auf Braunkohle im Süden Sachsen-Anhalts, dessen Bewohner in den 1990ern umgesiedelt wurden.

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Geblieben sind der Schlosser, der Bauer und der Norbert, dessen Haus von den Spechten weggepickt wird. Eine eigentümliche Gemeinschaft bilden die drei, mit denen der Film im Jahr 2003 beginnt. Noch wird zusammen geschlachtet, man greift sich unter die Arme, die ehemaligen Nachbarn schauen vorbei, und der Bauer ist so rastlos beschäftigt, als ob er für immer bleiben wollte.

Liebevoll zeichnet der Film den zähen Rest alten Lebens in dieser abgeschlagenen Region Deutschlands. Die Erinnerungen an das Früher sind noch frisch, ebenso wie die an die Bürgerversammlung, auf der die Wessis den Leuten die Heimat abgeschwatzt hatten. Sechs Jahre später: Im Licht der untergehenden Sonne taucht wie ein Gespenst am Rand des Dorfs der Kohlebagger auf. Der Schlosser ist weg, der Norbert sowieso, aber der Bauer ist immer noch da. Bis zum letzten Tag. Was er denn machen will, wenn er im Frühjahr gehen muss? Nachhaltige Ratlosigkeit. Er war ja noch nie arbeitslos. Aber: „Was willste machen?“ Mit dieser Frage verabschiedet sich der Film von einer Lebensart, die nicht mehr konkurrenzfähig ist. Ein Heimatfilm, ohne Vorwurf oder Verklärung und mit coolem Sound.

Matthias Heeder DOK Leipzig

Details

Deutschland 2016, 84 min
Sprache: Deutsch
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Tom Lemke
Drehbuch: Tom Lemke
Kamera: Mathias Schulze
Schnitt: René Jacob
Musik: Falk Zenker

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Keine Programmdaten vorhanden.

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