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Lamb

Die Widder wirken wütend

Ingvar und Maria nehmen ein sehr spezielles Lamm als ihr eigenes Kind an. Wird die Natur sich rächen? Die Widder wirken wütend.

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Der Wind heult und etwas atmet schwer. Pferde tauchen aus dem Winternebel auf, erblicken etwas und fliehen. Etwas Unsichtbares scheint in den Schafstall einzudringen. Das Radio lädt zur Weihnachtsmesse ein. Ein Paar ist einsam und traurig im Haus. Ein Schaf ist schwanger. Das ist der Prolog, von LAMB, Valdimar Jóhannssons eigenwilligem isländischem Folklore-Horrorfilm, der auf Genrefilmfestivals im letzten Jahr Preise en gros abgeräumt hat, aber auch beim Filmfestival von Cannes den Preis für Originalität in der Sektion „Un certain regard“ gewann.
Das Paar, Maria (Noomi Rapace) und Ingvar (Hilmir Snær Guðnason), sind isländische Schafzüchter, die auf einer einsamen Farm leben. In einem Gespräch über Zeitreisen träumen sie von der Vergangenheit. Offenbar trauern sie um einen Verlust. Als eines ihrer Schafe ein ganz besonderes Lamm gebiert, tauschen sie kurz vieldeutige, erschrockene Blicke, aber schnell nimmt Maria das Wesen in den Arm und trägt es ins Haus. Sie verstehen „Ada“ als ein Geschenk des Glücks, behandeln es wie ein eigenes Kind und nennen sich gegenseitig „Mama“ und „Papa“. Aber Adas wirkliche Mutter ruft beständig nach ihrem Lamm und stört das bizarre Idyll, und als Ada älter wird, taucht auch Ingvars Bruder auf, der die Illusion der Normalität nicht mitmachen will.
Ada, im Mäntelchen aufrecht über die Wiese laufend, ist eine unheimliche Version anthropomorpher Märchentiere wie Paddington und Disney-Figuren, deren Humor hier nicht ganz abwesend ist. Im Hintergrund lauert jedoch stets das Unheil, das sich in den grimmigen Augen wütender Widder spiegelt. Jóhannson deutet von Anfang an Adas übernatürliche Herkunft an, aber im Hintergrund der Geschichte lauert auch die Perversion. Wer einen Horrorfilm mit Schockelementen erwartet, wird enttäuscht werden. LAMB schleicht sich eher beharrlich unter die Haut.

Tom Dorow

Details

Originaltitel: Dýrið
Island/Schweden/Polen 2021, 106 min
Sprache: Isländisch
Genre: Drama, Fantasy
Regie: Valdimar Jóhannsson
Drehbuch: Valdimar Jóhannsson, Sjón
Kamera: Eli Arenson
Schnitt: Agnieszka Glinska
Musik: Þórarinn Guðnason
Verleih: Koch Films
Darsteller: Noomi Rapace, Björn Hlynur Haraldsson, Hilmir Snaer Gudnason
FSK: 16
Kinostart: 06.01.2022

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