Szenen einer Ehe – aber auf Italienisch. Bunt, fröhlich beginnt WAS UNS HÄLT, mit dem albernen Ententanz. Im Übrigen sind es die Goldbergvariationen, die in Daniele Lucchettis Film die Stimmung vorgeben: schönste Harmonie im Kontrast zur Dauerdissonanz zwischen Aldo und Vanda.
Er (Luigi Lo Cascio) arbeitet als Journalist in Rom, ein Wochenendvater, quasi nur zu Besuch bei der Familie in Neapel. Er ist ein Mann, der den Müll rausträgt, den Kindern vorliest, seiner Tochter das Haar wäscht, mit dem Sohn Fußball spielt und ihm beigebracht hat, wie man Schnürsenkel zu Schleifen bindet – ein Musterpapa; kein Mustergatte. Doch so sanft Alba Rohrwacher als Vanda auch ausgeleuchtet wird – sie nervt; nervt mit ständiger Nörgelei. Nicht sie, die betrogen wird, bekommt alle Sympathie, sondern er, der eine Geliebte hat in Rom und nicht klar kommt mit der Situation. Die entscheidende Szene, als die beiden auf offener Straße aufeinander losschlagen, findet – und das ist umso wirkungsvoller – ohne Ton statt. Man sieht sie aus der Perspektive der Kinder als stummes erschreckendes Spiel.
Das turbulente Ende dieser Familienaufstellung, gut 30 Jahre später, die Rache von Tochter und Sohn, ist zwar überdreht, aber plausibel. Aldo und Vanda sind da immer noch zusammen, sie weiter nörgelnd, er seiner einzigen Liebe nachtrauernd. Was sie aneinander bindet? Die Erinnerung an gemeinsam Erlebtes, die Schnürbänder also, die „lacci“? So heißt der Film im Italienischen, LACCI, und das kann (im Singular) auch die Schlinge bedeuten, die man einem um den Hals legt. Das als Kommentar zur Institution Familie.

Elisabeth Bauschmid