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La Maison – Haus der Lust

Sexarbeiterin

Die französische Autorin Emma, die in Berlin lebt, wird zwecks Recherche für ein Buch – und aus Neugier – Sexworkerin. Autofiktionaler Spielfilm.

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Sexarbeit ist in feministischen Kreisen ein hart umkämpftes Themenfeld. In LA MAISON, der Verfilmung des autofiktionalen Romans von Emma Becker, findet dieser Kampf buchstäblich zwischen Schwestern statt. Die französische Autorin Emma (Ana Giradot), die in Berlin lebt, wird zwecks Recherche für ein Buch – und aus Neugier – Sexworkerin. Ihre Schwester Madeleine (Gina Rocher), mit der sie zusammenlebt, ist dagegen: Weil es gefährlich ist, aber auch aus moralischen Gründen. „Meine Sexualität ist anders als deine – verurteile mich nicht“, fordert Emma.
Emmas erster Arbeitsplatz, an dem sie ihr Alter Ego „Justine“ entwirft, ist geprägt von einer kühlen Wartezimmeratmosphäre. Der Chef kontrolliert alles per Kamera, zwischen den Arbeiterinnen gibt es kaum Kommunikation. „La Maison“, das von einer Frau geleitete Bordell, in dem Emma schließlich zwei Jahre lang arbeitet, ist anders: Mehr wie eine gemütliche Arbeits-WG, in der die Mädchen miteinander sprechen und aufeinander achten.
Macht ist bei LA MAISON ein ständiges Thema – wer hat sie: Die Kunden, um deren Wünsche sich alles dreht, oder die Huren, deren Dienstleistung gutes Geld wert ist? Dass männliche Lust und männliche Gewalt oft zusammenhängen, bedeutet nicht nur für Sexarbeiterinnen eine alltägliche Bedrohung. Regisseurin Anissa Bonnefont zeigt die Kunden aber vor allem als „ganz normale Menschen“ und Emmas Kolleginnen als komplexe Frauen, die ihren Beruf nicht glorifizieren, aber sich auch nicht als Opfer sehen.
Mehr Zeit für die Damen des Hauses, darunter die wunderbare Rossy de Palma in der Rolle der Brigida, hätte dem Film gutgetan. Auch beim Finale scheint die Zeit zu knapp: Emmas Tätigkeit als Hure endet nämlich nach einer Vergewaltigung durch einen Kunden, deren Folgen nicht wirklich auserzählt werden. Zugleich ist es dem Film vielleicht auch anzurechnen, dass er die Widersprüche, die das Thema Sexarbeit aufwirft, nicht aufzulösen versucht, sondern uns vielleicht sogar noch ein wenig ratloser zurücklässt.

Eva Szulkowski

Details

Originaltitel: La Maison
Frankreich 2022, 89 min
Genre: Drama
Regie: Anissa Bonnefont
Drehbuch: Anissa Bonnefont, Diastème
Kamera: Yann Maritaud
Verleih: Capelight Pictures
Darsteller: Ana Girardot, Aure Atika, Rossy de Palma
FSK: 16
Kinostart: 30.03.2023

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