Der Papst ist verstorben, und Kardinal Thomas Lawrence (Ralph Fiennes) muss die Verantwortung für die Wahl des neuen schultern. Die jahrhundertealte Prozedur des Konklave, bei dem alle Kardinäle der katholischen Kirche so lange gemeinsam in Rom eingeschlossen werden, bis sich eine Zweidrittelmehrheit für einen neuen Papst gefunden hat, bietet mit ihren Regeln und Ritualen den idealen Hintergrund für einen Thriller. Kein Wunder, dass Robert Harris, Meister des historischen Krimis und Autor der Romanvorlage, dieses Sujet aus dem heutigen Rom gewählt hat.

Edward Berger inszeniert nach IM WESTEN NICHTS NEUES einen Krieg der anderen Art. Hier wird zivilisiert gekämpft, wird mit Worten und Intrigen um die Zukunft einer spirituellen Weltmacht gerungen – und um persönliche Ziele und Ambitionen. Mit ihren Verschwörungen und dunklen Geheimnissen sind die Kardinäle kein bisschen heiliger als andere Politiker im Wahlkampf. Liberale und Konservative bekämpfen sich genauso wie Europäer und Afrikaner, und ein Unbekannter mischt die Gemengelage auf: Der Erzbischof von Kabul, den der verstorbene Papst im Geheimen zum Kardinal ernannt hatte. Interessant ist, dass alle auch mit Gewissens- und Glaubensfragen ringen, das Ganze eine Dimension hat, die über Machtpolitik hinausgeht. Lawrence navigiert durch ein Meer von Krisen, hadert mit seinem Glauben und seiner Kirche, wird immer tiefer verstrickt und muss einige Selbstbilder und selbstauferlegte Grenzen über Bord werfen.

Der Film nutzt die Möglichkeiten des Settings für große Bilder. Die eingesperrten Kardinäle und das Wahlprozedere in der Sixtinischen Kapelle wirken wie Relikte aus einer anderen Zeit, manchmal absurd komisch, aber auch ernsthaft auf der Suche nach tieferer Bedeutung. Nur die penetrante Musik stört.

Susanne Stern