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König hört auf

Porträt eines Aufrechten

In der DDR wurde der Jenaer Jugendpfarrer Lothar König von der Stasi überwacht. Seit der Wende engagiert er sich gegen Rechtsextremismus. Drei Jahre lang begleitete Tilman König seinen Vater und zeigt ihn als streitbaren, unbequemen Menschen.

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Mit seinen Krücken humpelt Lothar König in den voll besetzten Saal. „Die Parkplatzsituation ist hier ja genauso beschissen wie in Jena“, ruft er einem der Anzugträger entgegen. Sein Auftritt beim Erfurter Forum „Theologie im Dialog mit der Politik“ ist typisch für den kleinen Mann mit dem Zauselbart. Er bereitet ihm die Bühne, sorgt dafür, dass man ihm zuhört. Lang und laut richtet er sich bei der Diskussion im Anschluss an die Erfurterinnen und Erfurter, fordert sie auf, es sich nicht gefallen zu lassen, wenn ein FDP-Politiker sich mit Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten von Thüringen wählen lässt.
Drei Jahre lang begleitete Tilman König seinen Vater, den Jenaer Jugendpfarrer Lothar König, bei seinem Eintritt in den Unruhestand. Er zeigt ihn bei seinen Predigten, den Demos, Punk-Konzerten im Jugendclub und dabei, wie er seine Habseligkeiten in Kisten verpackt und auf den seit Jahren leerstehenden Hof der Familie in Leimbach bei Nordhausen zieht. Er war dabei, wenn es laut wurde und als die Stille einkehrte. Rund 70 Tage verbrachten sie miteinander und mit Tilmans Kamera. Der Sohn zeigt seinen Vater als streitbaren, unbequemen Menschen, der sein Umfeld stets herausfordert. In der DDR wurde er von der Stasi überwacht.
Seit der Wende engagiert sich Lothar König gegen Rechtsextremismus und stand deswegen immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit und der Justiz, wurde von Faschos verprügelt und wegen der Teilnahme an einer Demo gegen Faschismus in Dresden 2011 wegen schweren Landfriedensbruchs angeklagt. Als zahlreiche Videodokumente von polizeilicher Gewalt gegen Demonstranten ans Licht kamen, wurde die Anklage fallengelassen. Die nimmermüde politische Arbeit, seine Rolle als Jugendpfarrer in der Kirche und die Sozialarbeit mit Migrant*innen gehört ebenso zu seiner Natur wie die Wut und das stete Nerven seines Umfelds. Ein vielschichtiges Porträt eines Aufrechten, der Vorbild sein sollte für uns alle

Lars Tunçay

Details

Deutschland 2022, 82 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Tilman König
Kamera: Tilman König
Schnitt: Tilman König, Denise Lipfert
Verleih: Weltkino
FSK: 12
Kinostart: 17.11.2022

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Vorführungen

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