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King Cobra

Im Gay-Porn-Geschäft

Justin Kellys Film über den schwulen Pornoproduzenten Bryan Kocis und seine Firma interessiert sich weniger für die Porno-Industrie als für die Menschen hinter der Fassade.

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Unter dem Pseudonym King Cobra unterhielt Bryan Kocis (Christian Slater) Mitte der 2000er-Jahre die Gay-Porn-Produktionsfirma Cobra Video in seinem eigenen Haus. Innerhalb kürzester Zeit baute er seine heißeste Neuentdeckung, den Newcomer Sean Paul Lockhart (Garrett Clayton), unter dem Namen Brent Corrigan zum gefragtesten homosexuellen Pornostar auf.
Das Geschäft ist hart, das Geschäft ist schnelllebig, das Geschäft ist korrupt. Regisseur Justin Kelly (I AM MICHAEL) schaltet so schnell und uninteressiert durch die groben Abschnitte des Aufstiegs und Falls seines Protagonisten wie dieser an einer Stelle durch das Fernsehprogramm: Hurrikan Katrina, George W. Bush – der Kontext ist etabliert. Den Verhältnissen in der Porno-Industrie, Fragen nach der sozialen Akzeptanz von (homosexuellen) Pornodarstellern und Cobra Video selbst bietet KING COBRA nur so viel Raum, wie nötig ist, um seine Charaktere zu entwickeln. Er nutzt seine Geschichte nicht, um von dem Geschäft zu erzählen, sondern von Menschen: Von Bryan Kocis, der ein Doppelleben führt, ein offizielles als renommierter Fotograf mit Familie, und ein geheimes unter Pseudonym, in dem er seinem jungen Star Brent enthüllen kann, wie einsam er ist. Von Sean, der seinem Traum, Filme zu machen, über einen Weg näher kommt, den andere erst gar in Betracht ziehen („Oh, I thought you meant real films“). Und von dem Porno-Paar Joe (James Franco) und Harlow (Keegan Allen), für die erst eine destruktive Entscheidung zur finalen Selbsterkenntnis führt. Auf den ersten Blick ist KING COBRA ein Film über das Scheitern. Doch manchmal sehen wir durch den Blick durch die Kamera mehr, weil er von Konventionen der realen Welt befreit ist.

Hardy Zaubitzer

Details

USA 2016, 91 min
Genre: Biografie, Drama
Regie: Justin Kelly
Drehbuch: Justin Kelly
Kamera: Benjamin Loeb
Schnitt: Joshua Raymond Lee
Musik: Tim Kvasnosky
Verleih: Edition Salzgeber
Darsteller: James Franco, Alicia Silverstone, Christian Slater, Molly Ringwald
FSK: 18
Kinostart: 12.01.2017

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