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Kin-dza-dza!

Ziellos im Weltraum

Eigentlich wollte der Moskauer Brigadier Wowa kurz vor dem Abendbrot nur noch schnell ins Geschäft an der Ecke, um ein paar Nudeln einzukaufen. Unversehens landet er jedoch gemeinsam mit einem georgischen Studenten in einer weit entfernten Galaxie. Sowjetischer Kultklassiker von 1987.

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Eigentlich wollte der Moskauer Brigadier Wowa kurz vor dem Abendbrot nur noch schnell ins Geschäft an der Ecke, um ein paar Nudeln einzukaufen. Unversehens landet er jedoch gemeinsam mit einem georgischen Studenten in einer weit entfernten Galaxie. Ziellos irren sie über die Wüstenlandschaft des Planeten, treffen auf zwei menschlich wirkende Wesen, die aus einem verrosteten Raumschiff steigen. Diese stellen sich als „Uef“ und „Bi“ vor, verwickeln die Erdlinge sofort in eine gleichzeitig sehr komplizierte wie äußerst einfältig wirkende Kommunikation. Zum Glück haben die Moskauer ein paar Streichhölzer dabei, deren Tauschwert hier offenbar sehr hoch ist. So stolpern sie immer weiter durch völlig absurde Abenteuer und machen immer neue merkwürdige Bekanntschaften, die alle zu nichts führen. Irgendwann klappt es dann mit der Teleportation zurück in die UdSSR. Niemand hat in der Zwischenzeit die interstellaren Reisenden vermisst. KIN-DZA-DZA! wurde 1987 von fast 16 Millionen Zuschauern gesehen - ein spätsowjetischer Kultfilm, der im Westen jedoch nur wenigen Eingeweihten bekannt war. Jetzt ist er endlich in einer 4K-Digitalisierung international verfügbar. Sein subversives Potential schlägt das Werk vor allem aus dem lakonischen Witz seiner Szenenabfolge sowie aus seiner Verweigerung gegenüber eindeutigen Interpretationen. Im Zenit der Perestroika entstanden, atmet KIN-DZA-DZA! trotz der damals weit verbreiteten Euphorie keinerlei Aufbruchsstimmung. Fast scheint es, als würde sich bereits wieder der alte Mehltau über alle Ansätze von Veränderung legen. Den Zuschauern damals wie heute ergeht es im Grunde wie den Figuren: Sie wissen die ganze Zeit über nicht, was ihnen eigentlich geschieht. Und doch entfaltet sich ein seltener Sog von Sinnfreiheit, der einen in Bann schlägt.

Claus Löser

Details

UdSSR 1987, 135 min
Genre: Komödie, Science-Fiction
Regie: Georgiy Daneliya
Drehbuch: Georgiy Daneliya, Revaz Gabriadze
Kamera: Pavel Lebeshev
Schnitt: Natalya Dobrunova
Musik: Giya Kancheli
Verleih: Drop Out Cinema
Darsteller: Stanislav Lyubshin, Evgeniy Leonov, Yuriy Yakovlev
FSK: 12
Kinostart: 10.09.2020

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IMDB

Vorführungen

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