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Die Wache

Prägnante Absurditäten

Kurios erzählt DIE WACHE eine nächtliche Episode auf einer Polizeistation, in der ein sehr zähes Verhör von Minute zu Minute absurder wird, sozusagen.

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Kurzweilig und kurios erzählt DIE WACHE eine nächtliche Episode auf der Polizeistation. Kommissar Buron (großartig: Benoît Poelvoorde) verhört seinen Hauptverdächtigen Fugain (ebenso großartig: Grégoire Ludig) auf jedes noch so banale Detail, um einen Mord aufzuklären. Wie von dem belgischen Kult-Regisseur, Musiker und Künstler Quentin Dupieux (RUBBER) zu erwarten, wird das Ganze von Minute zu Minute absurder und endet in einem fulminanten Finale. Was für alle Dupieux-Fans ein Muss sein wird, ist für Neueinsteiger ein sanfter Einstieg. Nach seinen schrilleren US-Produktionen, ist DIE WACHE Dupieux’ Rückkehr nach Frankreich und kommt um einiges klassischer daher: vom eleganten Set über den verhaltenen Soundtrack bis hin zu der minutiösen Sezierung französischer Gepflogenheiten. Produktionsdesign und Set stammen von Dupieux‘ Frau Joan Le Boru und die Detailverliebtheit lässt sich sehen: Mit sanften Beigetönen und an die 70er Jahre angelehnten Frisuren hat eine Polizeistation nie ikonischer ausgesehen. Banalitäten und Alltagsgeschichten werden auf die Spitze getrieben. Es entfaltet sich ein Kammerspiel, das allein durch den Dialog und die fantasievollen Gedankenspiele von Kommissar und Verdächtigtem unterhält. Immerhin begann Dupieux seine Karriere beim französischen Wunderkind Michel Gondry. Mit ihm teilt er die hyperstilisierte Bildsprache und die damit verbundenen Seitensprünge in die Musikvideo- und Werbefilmwelt. Und Dupieux ist ebenso wie Gondry ein großer Träumer. Der Belgier kommt dabei aber weniger verspielt daher, sondern lebt von prägnanten Absurditäten in einem scheinbar langweiligen Alltag. In nur 73 Minuten entführt er sein Publikum mit DIE WACHE in eine Nacht, die in ihren Zwielichtigkeiten fast real erscheint.

Anna Hantelmann

Details

Originaltitel: Au poste!
Frankreich 2018, 73 min
Sprache: Französisch
Genre: Komödie
Regie: Quentin Dupieux
Drehbuch: Quentin Dupieux
Kamera: Quentin Dupieux
Schnitt: Quentin Dupieux
Musik: David Sztanke
Verleih: Little Dream
Darsteller: Benoît Poelvoorde, Grégoire Ludig, Anaïs Demoustier, Marc Fraize
FSK: 12
Kinostart: 12.12.2019

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