Neue Notiz
Julieta
Frauen, Leben, Obsessionen
In Julieta verzwirbelt Pedro Almodovar drei Geschichten von Alice Munro zu einem wilden Dramenstrudel auf mehreren Zeitebenen.
Rossy de Palma aus Mallorca, die Frau mit der auffallenden Nase, war die stärkte Figur in FRAUEN AM RANDE DES NERVENZUSAMMENBRUCHS, dem Film, der den spanischen Regisseur 1988 populär machte. Seither hat Almodóvar, jetzt 65, etliche Filme gedreht, die von Lieben und Sterben, von Krankheit und Unglück, Kummer und Obsession handeln.
Im zwanzigsten, JULIETA, verzwirbelt er drei Geschichten von Alice Munro zu einem wilden Strudel aus Dramen. Rossy de Palma taucht als grauhaarige Haushälterin auf, die die neue, junge, hübsche Frau im Haus am Meer nicht leiden mag. Mit ihrer missgünstig tragischen Wucht und der Treue zur ersten toten Gattin ähnelt sie der Haushälterin aus Alfred Hitchcocks Version von Daphne du Mauriers REBECCA. Auch die Filmmusik von Alberto Iglesias erinnert oft an Hitchcocks Thriller.
Thrillerhaft auch der Zug, dieses Aufeinandertreffen in engen Waggons wie etwa in DER FREMDE IM ZUG oder DER UNSICHTBARE DRITTE. Adriana Ugarte, Literaturdozentin mit weißblonder Punkfrisur und Hauptfigur von JULIETA, wird im Zug von einem alten Typen angequatscht und geht lieber in den Speisesaal. Wo sie auf einen attraktiven, verheirateten, galizischen Fischer trifft. Der unangenehme Alte im Abteil wird sich nach einem Halt vor den Zug werfen. Gemäß der Nähe von Eros und Thanatos, Sex und Tod, zeugen Fischer und Dozentin in derselben Nacht im gleichen Zug ihr einziges Kind, Tochter Antía. Doch was sich zum Beziehungsdrama zwischen Liebenden zu entwickeln scheint, wird zu einem zwischen Mutter und Tochter. Pedro Almodovar lässt seine langjährig angeeigneten Filmkunstfertigkeiten brillieren, um den Konflikt zwischen beiden Frauen interessant zu gestalten: mit Rückblenden, trickreichen Auslassungen und der Icherzählerinnenstimme der älteren Julieta (Emma Suárez). Und einem Haufen Geburtstagstorten im Mülleimer.
Spanien 2016, 99 min
Genre: Drama
Regie: Pedro Almodóvar
Drehbuch: Pedro Almodóvar
Kamera: Jean-Claude Larrieu
Schnitt: José Salcedo
Musik: Alberto Iglesias
Verleih: Tobis Film
Darsteller: Emma Suárez, Darío Grandinetti, Rossy de Palma, Daniel Grao, Inma Cuesta, Adriana Ugarte
FSK: 6
Kinostart: 04.08.2016
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