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Julie bleibt still

Einzelgängerin

Julie ist Stipendiatin an einer Tennisschule, an der es einen Vorfall gegeben hat. Die Leitung hat eine Untersuchung veranlasst. Es gibt eine externe Vertrauensperson, mit der die Elev*innen sprechen können, aber Julie will mit niemandem sprechen.

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Am Anfang sieht man Julie allein in einer leeren halbdunklen Tennishalle. Sie trainiert ohne Ball und ohne Gegner, durchläuft in ihrer Fantasie immer wieder Gesten und Abläufe, die sie im tatsächlichen Wettkampf brauchen wird. Julie ist Stipendiatin an einer belgischen Tennisschule, an der es einen Vorfall gegeben hat. Ihr Trainer, Jeremie, ist einstweilig suspendiert worden, und die Leitung hat eine Untersuchung veranlasst. Es gibt eine externe Vertrauensperson, mit der die Elev*innen sprechen können, aber Julie will mit niemandem sprechen. Nicht mit der Vertrauensperson, nicht mit der Leitung, nicht mit ihren Eltern und auch nicht mit ihren Tennisfreundinnen, dabei wüssten alle besonders gerne, was Julie zu sagen hat, denn sie war Jeremies beste Schülerin und sein Protegé.

Der Film bleibt die ganze Zeit bei Julie und durchläuft dabei wieder und wieder die gleichen Situationen. Julie trainiert, sie geht zur Schule, sie trainiert, sie geht zum Sportarzt, sie hängt in den Trainingspausen ab, trainiert wieder, und sie weicht aus, wenn sie wieder und wieder nach Jeremie gefragt wird, mit dem sie weiter telefonischen Kontakt hat. Will sie ihn schützen? Will sie sich selbst schützen? Interessiert sie sich wirklich nur für den Aufstieg in die Profiliga?

Auch das Publikum bekommt keine Antworten, zumindest keine schnellen. Nach und nach kristallisiert sich jedoch heraus, was vorgefallen ist, und Julie beschäftigt das durchaus. Sehr einfühlsam fängt Leonardo Van Dijl in kleinsten Anzeichen den Prozess ein, der hinter Julies schweigsamer Fassade abläuft. Während die anderen ihre Position im Austausch finden, macht sie die Sache allein mit sich aus, wieder und wieder, wie im Tennistraining, bis sie sich ihren Gegnern gewachsen fühlt.

Hendrike Bake

Details

Originaltitel: Julie zwijgt
Belgien/Schweden 2024, 100 min
Genre: Drama, Sportfilm
Regie: Leonardo Van Dijl
Drehbuch: Leonardo Van Dijl, Ruth Becquart
Kamera: Nicolas Karakatsanis
Schnitt: Bert Jacobs
Musik: Caroline Shaw
Verleih: eksystent distribution
Darsteller: Tessa Van den Broeck, Ruth Becquart, Koen De Bouw, Claire Bodson, Laurent Caron
Kinostart: 24.04.2025

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