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Journey to Jah

Europäische Reggae-Migranten

Der Film begleitet die bekannten Reggae-Stars Gentleman und Alborosie sieben Jahre lange auf Reisen nach Jamaika, der Heimat von Reggae und Rastafari. Außerdem zeigt der Film auch die Schattenseiten des karibischen Idylls.

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Der Deutsche Tillman Otto alias Gentleman und der Italiener Alberto d'Ascola alias Alborosie sind zwei der weltweit erfolgreichsten Reggae- und Dancehall-Künstler. Ihre Konzerte in Europa ziehen mehr Publikum als die der meisten jamaikanischen Musiker. Aber auch in Jamaika sind Gentleman und Alborosie erfolgreich. JOURNEY TO JAH beginnt als Dokumentation über die beiden Musiker, weitet aber sehr schnell den Blick auf jamaikanische Diskussionen über die Rastafari-Religion, deren Anti-Kolonialismus und dogmatische Widersprüche, und über die Rolle von Reggae und Dancehall für die jamaikanische Identität. Besonders beeindruckend sind dabei die feministische Professorin Carolyn Cooper, der pragmatische Produzent und Sänger Jack Radics und die Sängerin Terry Lynn, die aus dem Kingstoner Ghetto Waterhouse stammt und eine weniger spirituelle und aggressivere Dancehall-Variante als Gentleman und Alborosie spielt. Die europäischen Reggae-Migranten orientieren sich eher an traditionellen und spirituellen Roots-Lyrics von Bunny Wailer und Bob Marley. In einem Interview mit einem jamaikanischen Radio-DJ wird Gentleman gefragt, ob seine Spiritualität damit zusammen hänge, dass sein Vater ein lutherischer Pastor sei. Eine interessante Verkehrung der europäischen Perspektive, denn Gentleman und Alborosie geht es ja gerade darum, die Grenzen des europäischen Denkens zu überschreiten, Babylon zu verlassen und einen Platz zu finden, an dem sie ihren persönlichen Begriff von Frieden und Freiheit mit der Rasta-Spiritualität verknüpfen. „Freiheit fängt da an, wo die Sehnsucht stärker wird als die Vernunft“, sagt Tilmann Otto. Terry Lynn denkt da pragmatischer: „Wir sind nie völlig frei, solange wir leben. Man muss seine Rechnungen bezahlen, seine Steuern bezahlen. (…) Was bedeutet Freiheit denn wirklich? Wenn man sich von einer Sache befreit hat, kommt schon die nächste. Umsonst ist nur das Leben.“

Tom Dorow

Details

D/CH/JA 2013, 95 min
Genre: Dokumentarfilm, Musikfilm
Regie: Noel Dernesch, Moritz Springer
Drehbuch: Noel Dernesch, Moritz Springer
Verleih: Zorro Filmverleih
FSK: oA
Kinostart: 20.03.2014

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